Lünen. .

Gebühren zahlen, wenn man medizinische Hilfe benötigt – für den Lüner Heinz Jürgen Oshege eine „richtige Schweinerei“. Seit Dienstag ist der ärztliche Notdienst komplett neu strukturiert. Kernstück der Reform ist eine einheitliche Notdienstnummer – und die ist gebührenpflichtig.

Wer außerhalb der Sprechstunden einen Arzt benötigt, es sich aber nicht um eine lebensbedrohliche Situation handelt, erkundigt sich seit dem 1. Februar nicht mehr bei seinem Hausarzt, sondern wählt die zentrale Notdienstnummer 0180/5044100. Der Anruf kostet pro Minute 14 Cent, aus dem Mobilfunknetz kann es noch deutlich teurer werden, da werden bis zu 42 Cent pro Minute berechnet.

Für den Lüner Rentner Heinz Jürgen Oshege eindeutig Abzocke: „Da wird versucht, mit der Notdienstnummer Geld zu verdienen“, so der 59-jährige Rentner. Er habe eine Telefon-Flatrate und beziehe nur eine geringe Rente. „Ich sehe nicht ein, warum ich für so eine Grundversorgung zusätzlich zahlen sollte“, so Oshege. Seine Forderung: Eine kostenfreie Hotline oder zumindest eine, die man zum Ortstarif erreichen kann.

Die werde es voraussichtlich nicht geben, weiß Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die für die Reform verantwortlich zeichnet. Wohl aber sei eine bundesweit einheitliche Nummer in Sicht, die kostenfrei sein soll. „Die Technik dafür ist noch nicht serienreif, wir können nicht genau sagen, wann die bundesweite Nummer eingerichtet werden kann“, so Schneider. Bis dahin habe man die neuen Notdienst-Strukturen aus dem Bezirk Nordrhein übernommen – inklusive der gebührenpflichtigen Hotline. „14 Cent sind ein geringer Kostenbeitrag für die neuen Strukturen“, sagt er. Zudem seien in den alten Strukturen auch Kosten für den Anruf bei den Hausärzten angefallen, die teilweise sogar auf ihr Handy umgeleitet hätten.

„Ärgerlich“ sei die kostenpflichtige Hotline vor allem für Flatrate-Kunden, heißt es aus der Verbraucherzentrale NRW. „Aber machen können die Verbraucher dagegen nichts“, weiß Gesundheitsexperte Kai Vogel. Es handele sich um eine Service-Nummer, da seien Gebühren durchaus üblich. „Und der eigentliche Rettungsdienst unter der 112 ist ja weiterhin kostenlos.“

Ob es sich um Abzocke handelt, könne man im Moment nicht sagen. „Die Verbraucherzentralen werden das beobachten und genau schauen, wo das Geld hingeht“, so Vogel.