Neuenrade. .

Viele Menschen werden sich bestimmt noch an die Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 erinnern, spätestens dann, wenn sie in diesem Zusammenhang an „Kyrill“ erinnert werden. Ein Orkan, der landesweit große Schäden verursacht hat - und rund 800.000 Euro in die Neuenrader Stadtkasse „geweht“ hat!

Zu diesem Ergebnis kommt der Betrachter, wenn er die Zahlen näher betrachtet, die den Mitgliedern im Rats-Ausschuss für Umweltschutz und Forsten am Mittwoch vorgelegt wurden, in der „vorläufigen Abrechnung“ der Sturmschäden durch Kyrill.

Zur Erinnerung: ein Drittel der städtischen Waldflächen waren von „Kyrill“ betroffen, in erster Linie ausgerechnet der wertvolle Altbaumbestand. Nach dem Sturm hatten die Forstbetriebsgemeinschaften Altena-Neuenrade und Affeln angeboten, die Aufarbeitung und Vermarktung des Schadholzes durchzuführen. Die Stadt Neuenrade hatte sich den Solidargemeinschaften angeschlossen.

Mit Unterstützung durch Revierförster Franz-Josef Stein hatte eine Fachfirma aus Balve die vermarkteten Holzmengen für die einzelnen Waldeigentümer berechnet, Ende 2010 gab es eine Abschlagzahlung in Höhe von 90 Prozent. Nach der endgültigen Abrechnung erwartet die Stadt Neuenrade laut Vorlage in der gestrigen Sitzung einen Ertrag von knapp über 1,2 Mio. Euro.

Aufforstung und Pflege
kostet über 300 000 €

Dem stehen allerdings Aufforstungs- und Kulturkosten (Pflege) von deutlich über 300.000 Euro gegenüber.

„In der Waldwirtschaft, da wird generationenübergreifend gearbeitet“, so Kämmerer Gerhard Schumacher im Gespräch mit unserer Zeitung. Er bedauert auch, dass im Nachklang zu Kyrill die Holzpreise bei dem riesigen Angebot natürlich „in den Keller“ gerutscht waren. Hätte man das Holz „normal“ verkauft, über viele Jahre verteilt, wären die Erträge deutlich höher gewesen. „Wir werden nun prüfen, ob wir für zukünftige Kulturmaßnahmen an den betroffenen Stellen aus den Kyrill-Erlösen noch weitere Rückstellungen bilden können“, erklärt der Kämmerer.

Damit kommt man mit Blick in die Zukunft noch zu einem anderen Problem, der „Umtriebzeit“, ein Fachbegriff aus der Forstwirtschaft. Umtriebzeit ist der zu erwartende Zeitraum von der Bestandsbegründung (also der Anpflanzung) bis zur Endnutzung durch Holzeinschlag.

Die Umtriebzeit liegt für Fichten, die waren beim Orkan Kyrill in erster Linie betroffen, bei mindestens 80 Jahren! Douglasien - die wurden vorrangig in Neuenrade wieder angepflanzt - benötigen rund 60 Jahre; Buchen brauchen 140 Jahre und Eichen sogar 200 Jahre!

Zieht man mit diesen Kenntnissen jetzt noch einmal Bilanz, erscheinen die 800.000 Euro für die Stadtkasse in einem ganz anderen Licht.