Werdohl. .
Die Geburtendelle von 2009 ist überwunden: Nach dem historischen Tiefstand von nur 156 Neugeborenen – nach Schließung ders Kreißsaals in der Stadtklinik – gibt es wieder mehr Babies.
So zählte das Bürgerbüro im Rathaus im vergangenen Jahr 168 Neubürger in Werdohl. Ein spürbares Plus – allerdings ist das immer noch der zweitschlechteste Wert seit 1962.
So weit reicht jedenfalls die verfügbare Einwohnerstatistik zurück: An die Jahre des absoluten Geburtenbooms in der Stadt, 1965 und 1966, reichen 168 Kinderchen indes kaum heran: rekordverdächtige 443 Babys kamen damals in Werdohl zur Welt.
doppelt
Die Bundesregierung will mit ihren familienfördernden Maßnahmen, etwa Erziehung und Beruf durch das Elterngeld besser vereinbaren zu können, auf eine Zunahme der Geburten hinwirken. „Ein Zusammenspiel aller Fakten“ ist für Jugendamtsleiterin Sybille Dworschak darüberhinaus ausschlaggebend dafür, dass eine Kommune sich als kinderfreundlich profilieren kann.
Es müsse ein Klima entstehen von hoher sozialer Dichte, großem Freizeitwert, von Menschen, die Zusammenhalt zeigen, um als junge Eltern überzeugt davon zu werden, „dass es nett ist in solcher einer Kleinstadt zu leben wie Werdohl.“ Mit dem Aktionsprogramm „Gebor(g)en in Werdohl“, das unter anderem Besuche bei Eltern mit Neugeborenen umfasst, hat die Stadt in jüngster Vergangenheit einen solchen Schritt unternommen. Innerhalb der ersten acht Lebensmonate des Babys werden die Familien von Jugendamtsmitarbeitern oder Hebammen besucht und erhalten ein erstes Beratungs- und Informationsangebot. „Die Eltern finden schön, dass sie wahrgenommen werden“, weiß Sybille Dworschak.
Das Jugendamt möchte, das geht auch einer Vorlage an den Jugendhilfeausschuss hervor, ein regelrechtes „familienfreundliches Leitbild“ entwickeln. Jede Maßnahme, schon der Bau einer Fußgängerüberführung, müsse hinterfragt werden mit einem Ziel: „Dient es jungen Familien?“
Natürlich spiele auch Geld dabei eine Rolle und die Frage: Was ist Pflichtaufgabe? Also: Was darf die Stadt und was nicht? „Erst einmal am Betsen orientieren – und dann mit der Wirklichkeit leben“, so Sybille Dworschak, sei die realistische Einstellung auf dem Weg zu einer (noch) familien- und kinderfreundlicheren Stadt.