Neuenrade. .
Der erste Monat im neuen Jahr wird genutzt, noch einmal Bilanz zu ziehen, mit dem Blick auf die zwölf Monate davor. Hier präsentierte das Kabarett-Duo „Seibel & Wohlenberg“ dem Villa-Publikum am Sonntag eine ganz besonders unterhaltsame Bilanz.
„Das neue Jahr fängt an, wie das alte aufgehört hat – total ausverkauft“, freute sich Josef Brockhagen, Vorsitzender im Kulturausschuss in seiner Begrüßungsansprache. Allerdings hatte er auch eine vermeintlich weniger gute Nachricht im Gepäck: „Abgerechnet wird heute nur mit Thilo Seibel, sein Partner Lüder Wohlenberg wurde aufgehalten“. Doch kaum schienen die Gäste geneigt, dem Ratschlag Seibels: „Schließen Sie die Augen und stellen sich vor, ich wäre zwei“, Folge zu leisten, da bahnt sich schon sein Partner den Weg auf die Bühne.
Schon fast mehr
Verlass auf die Bahn
Mit plausibler Entschuldigung, war ja klar. Er habe an einer Sitzblockade teilgenommen und sei nicht rechtzeitig von der Polizei abtransportiert worden. „Da ist ja schon fast auf die Bahn mehr Verlass“, empörte sich das fast zwei Meter große Gegenstück des ungleichen Duos. Das hatte nach der erfolgreichen Finte zum Auftakt leichtes Spiel und legte den Hönnestädtern eine gepfefferte „Jahresendabrechnung“ vor, die unter dem Strich von subtiler Schonungslosigkeit und pointenreichen Dialogen geprägt war.
Dabei reichte das Spektrum der aufgegriffen Themen von „Stuttgart 21“ über die Bürgerproteste gegen Minarette in der Schweiz, dem Rauchverbot und seinen Folgen in Bayern bis hin zu Thilo Sarrazin – „Deutschland schafft sich ab“.
Da müsste bei der katholischen Kirche schon eine härtere Gangart eingelegt werden, spielten sich die Kabarettisten einen weiteren Ball zu. „Gegen unsere tief verschleierten Nonnen sieht die Frau des türkischen Präsidenten wie eine Tempeltänzerin aus“. Den viel zitierten „rabenschwarzen Humor“ versprühte das Duo unter der Überschrift „Gruppenunglück in Chile“. Das erfolgreiche Krisenmanagement, das die 33 Opfer in der „betreuten Männer-Wohngruppe“ zu Helden gemacht hätte, könne der Bundesregierung samt griesgrämiger Kanzlerin Merkel nur empfohlen werden.
Viel Beifall ernteten Seibel und Wohlenberg unter anderem für die Talk-Runde zum Thema: Wer kostet den Staat am meisten?“ Einfach köstlich aufbereitet und temporeich von den beiden Künstlern vorgetragen, der wort- und gestenreiche Wettstreit zwischen den drei Parteien bestehend aus: einem Agrarwirt aus Baden- Württemberg, einer Berliner Hartz-IV-Empfängerin und einem Fondsmanager. Schlag auf Schlag ging es nach der Pause mit der gnadenlosen Abrechnung weiter. Kein Wunder, dass da kaum ein Auge trocken blieb...!