Essen. Das „Qualifizierungsnetzwerk Hauptschulen“ soll eine Chance für Hauptschüler sein, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Große Unternehmen beteiligen sich, um Schüler auf geeignete Stellen zu vermitteln. Bodo Hombach hilft beim Aufbau des Netzwerks.
Hauptschüler haben es schwer, einen guten Ausbildungsplatz zu finden. Aus diesem Grund hat der Initiativkreis Ruhr, ein Zusammenschluss von führenden Unternehmen der Region, ein „Qualifizierungsnetzwerk Hauptschulen” ins Leben gerufen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten will die Initiative nun durchstarten.
27 Firmen haben sich verbündet, um Hauptschülern aus dem Ruhrgebiet den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Das Projekt begann im Sommer 2009. Doch ein Jahr nach dem Start zog die Initiative zunächst eine eher ernüchternde Bilanz. Gerade einmal 80 Bewerber wollten sich vermitteln lassen. Initiativkreis-Geschäftsführer Peter Lampe sprach also anfangs von einer „bescheidenen Zahl“, da weit mehr freie Stellen zur Verfügung gestanden hätten. Die Betriebe seien damit überfordert, die Probleme in den Schulen und Familien zu lösen, erklärte Lampe. Und: „Die Initiative steht auf dem Prüfstand.“
Netzwerk soll durch Kooperationen ausgebaut werden
Nun zeichnet sich ab, dass es weitergeht. Mittlerweile wurden immerhin schon 100 Hauptschüler auf freie Stellen vermittelt. Und das Qualifizierungsnetzwerk soll nun sogar ausgebaut werden – und zwar durch Kooperationen mit Initiativen, die sich ebenfalls für benachteiligte Jugendliche in Deutschland engagieren. Der Initiativkreis Ruhr hat bereits erste Kontakte zur Münchener Initiative „Joblinge“ und zu den Machern des Düsseldorfer Projekts „Buddy“ geknüpft.
Joblinge ist ein Projekt, das die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) gemeinsam mit der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG ins Leben gerufen hat. Die Initiative will jungen Menschen mit schwierigen Startbedingungen dabei helfen, dauerhaft Anschluss im Berufsleben zu finden. 400 Unternehmen und 200 Ehrenamtliche engagieren sich.
„Wir haben bislang 300 Jugendliche an drei Standorten – Berlin, München und Bayerischer Wald aufgenommen – und sind dabei, mit Frankfurt und Leipzig zwei weitere Standorte vorzubereiten“, berichtet BCG-Partner Dieter Heuskel, der auch persönliches Mitglied im Initiativkreis Ruhr ist. „Bislang konnten 70 Prozent der Joblinge-Teilnehmer nachhaltig vermittelt werden.“ Nun möchte die Initiative auch im Ruhrgebiet Fuß fassen.
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Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth engagiert sich als Buddy-Präsidentin. Süssmuth sieht große Chancen in einer Kooperation mit dem Initiativkreis Ruhr. „Wir sind bereits in sehr vielen Hauptschulen in einer Reihe von Bundesländern aktiv“, sagt sie. Auch für NRW gebe es große Pläne.
Am Qualifizierungsnetzwerk Hauptschulen des Initiativkreises Ruhr beteiligen sich zahlreiche große Unternehmen – darunter die Deutsche Bahn, die Telekom, der Duisburger Hafen, Eon, Evonik und Siemens. Ziel des Projekts ist es, geeigneten Hauptschul-Bewerbern freie Ausbildungsstellen zu vermitteln. Das Modell funktioniert so: Eine Koordinierungsstelle erfasst die Daten von Hauptschülern, die zum Beispiel an Qualifizierungsprogrammen von Unternehmen aus dem Revier teilnehmen. Die Firmen können dann Lehrlinge aus einem Pool qualifizierter Hauptschüler auswählen. Die Schüler wiederum bekommen die Chance, sich auf eine größere Palette realistischer Ausbildungsstellen zu bewerben.
Neuer Schwung
„Unser Ziel ist es, ein neues Kooperationsgeflecht aufzubauen, damit wir durch die großartige Bereitschaft unserer Unternehmen möglichst vielen Hauptschülern helfen können“, betont Bodo Hombach, der WAZ-Geschäftsführer und ehrenamtlicher Initiativkreis-Moderator ist. Auch Wilhelm Bonse-Geuking, der Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung und persönliches Mitglied im Initiativkreis Ruhr ist, signalisierte Unterstützung. „Wir sollten dem Projekt neuen Schwung geben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen.“
Zu einer Kooperation des Initiativkreises mit Buddy und Joblinge sagte Bonse-Geuking: „Wenn es uns gelingt, die drei Initiativen miteinander zu verbinden, könnten wir von der Grundschule bis zum Eintritt ins Berufsleben einen Bogen spannen.“