Emmerich/Haldern. .
Das Festival ist beliebter denn je. Redakteur Marco Virgillito berichtet von seinen persönlichen Erlebnissen seit 1998.
Das Haldern Pop Festival ist der kulturelle Botschafter des Niederrheins überhaupt. Es wird deutschlandweit, europaweit, ja weltweit wahrgenommen. In der Musikindustrie ist bekannt: Es sind Trüffelschweine in Haldern am Werk, die talentierte Musiker entdecken. Die Bands, die es auf die Reiterwiese bei Schweckhorst schaffen, müssen beachtet werden.
Deshalb ist die NRZ besonders stolz, das Festival vom 11. bis zum 13. August als Medienpartner zu präsentieren. Das Haldern Pop ist beliebter denn je: „So eine Karten-Nachfrage hatten wir noch nie“, sagt Festival-Macher Stefan Reichmann. Es gibt noch knapp 1000 Karten unter www.haldern-pop.de. In den Vorverkaufsstellen lagern höchstens noch Restbestände.
Das, was mir an Haldern Pop schmeckt, hat sich im Laufe der Jahre gewandelt wie das Festival. Als ich als 20-Jähriger 1998 erstmals eine Karte kaufte (34 Mark), waren es mehr bekannte Bands, die mich lockten: die knallhart rockenden Guano Apes und die Poprocker Vivid, die so schnell in der Versenkung verschwanden wie sie auftauchten.
Vertrauen auf
die Macher
Mit Muse kamen 1999 meine Helden der Zeit. Damals weitgehend unbekannt, kehrten die Briten 2001 als Hauptattraktion zurück. Zwei bombastische Auftritte. Ohnehin bleibt 2001 als eines der gelungensten Festivals in meiner Erinnerung, was etwa Travis, Slut und JJ72 zu verdanken ist.
Dann setzte der Wandel ein. Plötzlich waren es die persönlichen Neuentdeckungen, die mir im Gedächtnis blieben. Zita Swoon oder Kings of Leon. Ein bärenstarkes Jahr war auch 2005, wo ich erstmals Art Brut live erlebte. Der typisch britische Humor ihrer Texte kam sogar live rüber. Handwerklich eines der besten Konzerte, das ich je erlebt habe, bot in dem Jahr Franz Ferdinand. Da saß jeder Ton. Die Entdeckungen gingen 2007 mit Shout Out Louds und Get Well Soon weiter. Inzwischen ist mir klar: Ich kann mich darauf verlassen, dass mir etwas geboten wird.
In der Rangliste weit oben steht auch 2010: Mumford & Sons, Triggerfinger und Blood Red Shoes begeisterten mich am meisten. Doch das letzte Haldern Pop glänzte durch Vielseitigkeit und hohe Qualität bei fast allen Auftritten, die ich gesehen habe.
Obwohl heute deutlich mehr Bands auftreten als vor 13 Jahren hat sich das Festival eines bewahrt: die intime Stimmung. Kurze Wege, ein aufmerksames Publikum, keine Ellenbogen-Mentalität vor den Bühnen und die Chance, Menschen auf dem überschaubaren Areal wiederzufinden machen den Charme aus. Da die Überschneidungen der Konzerte sich in Grenzen halten, muss man sich auch nicht ständig ärgern, etwas verpasst zu haben, wie es bei großen Festivals Alltag ist. Nie teilen konnte ich allerdings die Campingplatz-Romantik. Ich schlafe lieber im eigenen Bett.