Oberaden. .

Gut ein Dutzend Menschen recken neugierig ihre Hälse, stehen ganz gebannt mit dem Kopf im Nacken dar. Einige sind sogar mit Ferngläsern bewaffnet. „Schau mal, was da fliegt.“ Am Samstag wurde zur Abwechslung einmal den Herren der Lüfte die gesamte Aufmerksamkeit zu Teil. Vogelliebhaber und NABU-Mitglieder hatten sich im Garten der Familie Jädtke auf die Lauer gelegt, um Vögel zu zählen.

In Bayern werde das schon seit längerer Zeit gemacht. Jetzt sei das Vogelzählen auch nach Bergkamen geschwappt, erklärte Ilona Jädtke. Sie ist Mitglied der ornithologischen Gruppe der NABU-Ortsgruppe Kamen/Bergkamen/Bönen und hat ihren Garten für das große, erste Zähltreffen zur Verfügung gestellt. Damit beteiligt sich die Bergkamenerin an „Stunde der Wintervögel“. Diese deutschlandweite NABU-Aktion soll zur Kenntnisgewinnung über die Verbreitung der häufigsten winterlichen Vogelarten beitragen.

Spatzen im Frühjahr Brutecken einrichten

Gesichtet haben Familie Jädtke und ihre Gäste bereits – trotz des windigen Wetters und der Unruhe im Garten – einen Greifvogel, den Sperber. Außerdem entgingen den Ornithologen auch nicht die zwei Buntspechte, der Mittelspecht, Kohl- und Blaumeisen sowie der Buch-, Grün- und Distelfink. Gestern habe sie sogar sieben Bergfinken gezählt, erinnerte sich Jädtke. Dieser Wintervogel aus Skandinavien sei ein Invasionsvogel, der in Deutschland manchmal bis zu tausenden vorkomme.

In der Hecke pfiffen die Spatzen. Fast schon eine Seltenheit, wie Jädtke erklärte. „Spatzen brüten gerne unter Dachpfannen. Aber Häuser sind mittlerweile richtig dicht. Da müssen sich die Vögel andere Orte suchen.“ Aber es gibt noch mehr Gründe, warum der Bestand des in den hiesigen Breitengraden heimischen Spatzen deutlich zurückgeht. „Abgemähte Weizenfelder werden sofort wieder bearbeitet. Da kann er dann nichts mehr finden.“ Deshalb empfiehlt Ilona Jädtke, dass Gartenbesitzer eine Ecke einrichten, die „nicht so penibel gepflegt“ ist. Außerdem schneide sie ihre Stauden erst im Frühjahr ab. „Es stimmt nicht, dass im Herbst der Garten sauber sein muss.“

Auch beim zwiespältigen Thema Vogelfütterung vertritt die Ornithologin eine klare Position – nämlich pro Ganzjahresfütterung. „Es gibt eine englische Studie, die besagt, dass man auch im Sommer Vögel füttern sollte.“ Da die Landwirte ein Mal in der Woche auf dem Feld spritzen würden, käme nichts mehr hoch, wovon sich Vögel ernähren können.

Ganzjahresfütterung empfehlenswert

Und Ilona Jädtke räumte auch gleich mit noch einem Vorurteil auf. Nämlich, dass im Frühjahr die Vogeleltern nur Körner statt Insekten füttern würden und die Brut dadurch missgebildet oder eingehen würde. „Ich hatte ein Tier beobachtet, das Regenwürmer im Schnabel hatte. Dann bemerkte es meine Futterstelle mit den Körnern.“ Der Vogel habe die Regenwürmer abgelegt, habe sich selbst an den Körnern satt gefressen und sei dann mit den Regenwürmern zum Nest geflogen, erzählte Jädtke.

Auch Gabi Amsberg beobachtete neugierig, was alles durch Jädtkes Garten flog. „Es hat sich schon alleine deswegen gelohnt, weil ich den Kleiber gesehen habe“, freute sich das NABU-Mitglied aus Methler. Auch sie befürwortet die Ganzjahresfütterung. „Wenn die Tiere brüten, dann kaufe ich sogar extra Mehlwürmer.“