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„Das isser nich“, sagt Dominik Bender verunsichert. Er geht in die Knie und schaut sich den Tigerkater genauer an. Das Tier hat eine Narbe auf der Nase, schwarze Streifen am Kopf, dunkle Flecken auf der Brust und grüne Augen. „So dick war unser doch nich“, sagt Domink. „Da stimmt alles“, behauptet seine Mutter. Sie ruft den Kater zu sich, kabbelt mit ihm herum, lässt sich kratzen und beißen. „Das ist mein Josie“, ruft sie.

Über 350 Kilometer weit ist Familie Bender am Donnerstag gefahren, um Kater Josie nach Hause zu holen. Nicht sicher, ob es sich bei dem Tier, das Mitte Dezember in Heeren gefunden wurde, tatsächlich um ihren Kater handelt.

Tier war völlig verstört

Weil sich niemand vorstellen konnte, wie das Tier eine derart große Entfernung zurücklegen konnte. Und weil es eher unwahrscheinlich ist, dass jemand alle Hebel in Bewegung setzt, um die Besitzer eines zugelaufenen Katers zu finden. Denn sicher ist: Hätte sich Josie nicht völlig ausgemergelt und verstört ausgerechnet ins Haus der Katzen vernarrten Familie Frenz verirrt – in seine Heimat Hoffenheim wäre er nie wieder zurückgekehrt.

Rückblende: Am Mittag des 11. Dezember verschwindet im baden-württembergischen Hoffenheim der Kater von Familie Bender. Weil die Suche ergebnislos bleibt, wird das Tierheim informiert. Tage und Wochen vergehen – von Josie keine Spur. Bis zum 5. Januar. Da entdecken Mitarbeiter des Tierheims in Süddeutschland im Internet ein Foto samt Aufruf „Wer verhindert, dass junger, hübscher Tigerkater ins Tierheim kommt?“ Die Benders studieren das Bild, glauben ihren Josie zu erkennen und wenden sich an die Leute, die den Aufruf ins Web gestellt haben. Es handelt sich um Familie Frenz in Heeren-Werve, die das Tier seit dem 18. Dezember im Haus hat. „Der Kater kam durch die Katzenklappe im Keller“, erzählt Angelika Frenz. „Er war völlig abgekämpft und ausgehungert.“

Familie Frenz gab Zeitungsinserate auf, informierte das hiesige Tierheim und stellte die Suche schließlich regional und überregional ins Netz. „Es haben sich viele gemeldet, die das Tier gern gehabt hätten“, sagt Angelika Bender. Nur von den Besitzern keine Spur – bis Mittwoch. Da wurden dann abends am Telefon nicht nur die sichtbaren Merkmale von Josie beschrieben, sondern auch dessen Eigenarten unter die Lupe genommen. Josie liebt Camembert, ist Einzelgänger – ähnlich wie die Katze der Frenz’, mit der sich Josie nicht verstand, weshalb sein Lager im Hobbykeller aufgeschlagen wurde –, und er schnurrt nicht. Und weil alles passte, setzten sich die Benders am Donnerstag in Hoffenheim ins Auto und machten sich auf nach Heeren.

„Ich fall’ in Ohmacht, wenn die Leute kommen und er ist es nicht“. sagt Oma Waltraud, während am Abend alle auf die Ankunft der Benders warten. Auch Angelika Frenz sorgt sich: „Das wäre furchtbar.“

Der Schock bleibt glücklicherweise allen erspart. Für Angelika Bender aus Hoffenheim ging am Donnerstagabend „mein Weihnachtswunsch in Erfüllung“. „Wir haben die ganze Zeit getrauert“, sagt sie. Und Angelika Frenz ist glücklich, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Bleibt am Ende die Frage: Wie kam Josie von Hoffenheim nach Heeren? Im Lkw? Ist er Katzenfängern entkommen? Alles Spekulation – für die Katzenfreunde zählt nur, dass das Tier wohlauf und seine Irr-Reise zu Ende ist.