Werdohl. .

Der bundesweite Boom auf dem Arbeitsmarkt – mit dem üblichen Knick im Dezember – macht sich auch in Werdohl bemerkbar.

Dennoch tut sich in der Stadt besonders eine Gruppe von Arbeitslosen schwer, wieder im Erwerbsleben Fuß zu fassen: allein Erziehende in einer Bedarfsgemeinschaft.

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in dieser Kategorie stieg seit Jahresanfang bis August (aktuellere Daten liegen nicht vor) von 362 auf 393 an. Gerd Konopka, Leiter der Arge in Werdohl, weiß um besondere Erschwernisse. So sei einerseits die Tagesbetreuung kleiner Kinder noch nicht so weit fortgeschritten, dass allen jungen Müttern tatsächlich geholfen werden könne. Und: „In Werdohl gibt es einen relativ geringen Dienstleistungssektor und nur wenige Frauenarbeitsplätze“, sagt Konopka.

Aufstockende Hilfen trotz Arbeit nötig

Während sich Jobs im kaufmännischen Bereich für junge Mütter noch recht gut mit der Kindesbetreuung vereinbaren ließen, klappe dies im gewerblichen Bereich weitaus schlechter. Konopka. „Wer morgens um 6 oder 7 Uhr beginnen muss, kann sein Kind noch nicht an Kindergarten oder offene Ganztagsgrundschule geben.“

So erkläre sich auch, dass besonders Frauen in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen zwar „arbeiten, aber trotzdem aufstockende Hilfen bekommen“. Sehr positiv habe sich insofern ein gemeinsames Projekt ausgewirkt: Arge, Diakonie und Siga (Selbsthilfe-Initiative für gestaltende Arbeiten) hatte im Gewerbehof am Neustadteck allein erziehende Frauen angeleitet. Das „Auf-den-eigenen-Füßen-stehen“ ist regelrecht erprobt worden, es wurden Kontakte geknüpft, es ging um Nachbarschaftshilfe. Es kamen praktische Dinge heraus, wie etwa Fahrgemeinschaften zu bilden. Für oftmals nicht mobile junge Mütter eine erstklassige Job-Hilfe.

Das Projekt lief nach einem Jahr im Dezember aus. Für Werdohl sei kein unmittelbares Nachfolgeprojekt geplant. Im neuen Jahr werde mit Maßnahmen „eine stärkere Anbindung an den Arbeitsmarkt“ angestrebt, so Gerd Konopka. Leider stehe dafür aber auch weniger Geld zur Verfügung. Projekte wie das im Gewerbehof seien aber sehr kostenintensiv, weil sozialpädagogische Betreuung geboten werde. Weniger Geld gibt es auch für den Bereich Ein-Euro-Jobs.

Im Bereich der Minijobs (400-Euro-Jobs) sei festzustellen, dass die Zahl seit Jahren in etwa gleichbleibe. Zum 30. Juni 2010 waren es in Werdohl genau 1400, wie die Minijobzentrale auf Anfrage mitteilte.

Dass die Vermittlung in Werdohl insgesamt schleppender als etwa in Plettenberg vonstatten gehe, habe auch etwas mit der lokalen Wirtschaftsstruktur zu tun: In der Nachbarstadt sei der Mittelstand, der stark einstellt, besser vertreten. Zudem profitiere Plettenberg von vielen Zeitarbeitsfirmen und insoweit auch vielen Anforderungen aus der Nachbarstadt Attendorn. Gerd Konopka: „So etwas fehlt uns hier in Werdohl.“

Treppenwitz dabei: Weil Plettenberg phasenweise viel stärkere Zugänge bei der Arge hatte, waren je eine halbe Vermittler- und Sachbearbeiterstelle von Werdohl in die Nachbarstadt gewechselt.

Unter dem Strich bleibe aber festzustellen, dass – auch dank des Booms – „wir im Juli und August so viele Menschen in Arbeit gebracht haben wie sonst in einem Quartal“, betont Gerd Konopka, und schränkt ein: „Oftmals ist der Lohn aber nicht ausreichend!“