Dorsten.
Das druckfrische Programm des Trägervereins Altes Rathaus greift bis Juni 2011 wieder aktuelle Zeit- und Streitfragen auf.
Die Diskussion um Thilo Sarrazin hat deutlich gezeigt, wie viel diffuse Angst vor dem Islam in Deutschland vorhanden ist. „Deutsche sind unter den europäischen Nationen viel weniger tolerant gegenüber Muslimen“, so zitiert Programm-Macher Franz-Josef Stevens eine wissenschaftlich fundierte Umfrage: „Das ist ein EU-weiter Spitzenplatz, der uns bei Pisa nicht gelingt.“
Dagegen setzt der Trägerverein zusammen mit der VHS sein Bemühen fort, kompetent gegen unreflektierte Verdammung zu informieren. F.-J. Stevens: „Wir reden nicht über Muslime, sondern mit ihnen.“
Für den Abend mit Prof. Dr. Ahmet Toprak über „Integrationsunwillige Muslime?“ am Donnerstag, 10. März, wünscht sich der Impresario besondere Aufmerksamkeit. Der Dortmunder Erziehungswissenschaftler wird sich mit brisanten Themen wie Ehre, Kopftuch und Zwangsheirat auseinander setzen und über seine jüngsten Befragungsergebnisse zu diesen Streitfragen berichten.
„Aus ihrem zartbitteren Lehrerleben“, so Stevens, an einer Gelsenkirchener Förderschule berichtet Betül Durmaz unter dem Motto „Döner, Machos und Migranten“ am Montag, 21. März.
Nicht nur über ihre eigene erfolgreiche Schullaufbahn berichtet die 19-jährige Berliner Abiturientin Melda Akbas am Dienstag, 5. April. Seine bisher jüngst Referentin nennt Stevens „ein kesses Mädchen aus konservativer Familie“. Sie erzählt, wie ein selbst bestimmtes Leben „zwischen Moschee und Minirock“ möglich ist, ohne dabei die Konflikte in ihrer türkischstämmigen Familie zu verschweigen.
Einen weiteren roten Faden für den Programm-Macher markiert die deutsch-deutsche Geschichte. Im Frühjahr 2011 stehen die Arbeitsweisen der DDR-Spionage und die Täterprofile der Spione im Blickpunkt. Thomas Raufeisen zeigt am Dienstag, 14. Februar, welche Folgen die Tätigkeit seines Vaters als DDR-Spion für seine Familie und sein persönliches Leben bis heute hat.
Sein Buch „Mein Vater – der Spitzel“ soll in diesen Wochen erscheinen.
Mit dem Dorstener Prof. Dr. Helmut Müller-Enbergs von der „Gauck-Behörde“ wird einer der besten Kenner der DDR-Spionage die Arbeit des Staatssicherheitsdienstes – auch in seinem Heimatstädtchen – am Donnerstag, 14. April erläutern.
Ein markanter Streitpunkt zwischen Bundesrepublik und DDR war bis in die 70er Jahre der Umgang mit der NS- Vergangenheit. In ihrem Vortrag „Eichmann, Globke und die DDR“ am Freitag, 13. Mai, präsentiert Dr. Annette Leo ihre jüngsten Forschungsergebnisse.
Vor genau einem Jahr dominierte der vielfache Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche die Schlagzeilen. Die ernste Glaubwürdigkeitskrise steht an zwei Abenden im Mittelpunkt. Nach Strukturen einer offenen Kirche, „die nicht von Wagenburgmentalität geprägt ist“, so Franz-Josef Stevens, fragt Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg MdL, Direktor der Katholischen Akademie Münster, am Dienstag, 22. Februar.
Die „Freiheit im Haus des Herrn“ und das Ende der klerikalen Weltkirche beschwört der Tübinger Theologe Prof. Dr. Hermann Häring – einst Student sowohl bei Kardinal Ratzinger als auch bei Hans Küng – am Dienstag, 22. März.
Zu den ermutigenden Zeichen heutiger Religiosität zählt die wachsende Attraktivität von Wallfahrten und Pilgerreisen. Der gebürtige Dorstener Prof. Dr. Stefan Böntert, Liturgiewissenschaftler an der Ruhruniversität, setzt sich am Dienstag, 1. Februar, mit dem sportlich-spirituellen Trend auseinander.
Ein weiteres „Heimspiel“ bestreitet die junge Dorstenerin Vera Seedorf. Die Studentin entlockt zum Programm-Schluss am Sonntag, 29. Mai, der Marimba und dem Schlagzeug schillernde Akkorde und rasende Läufe.
Ganz zum Schluss der Hinweis auf den Anfang des Programms: Mit den Hoffnungen und Befürchtungen, die sich mit der Schulpolitik der neuen Landesregierung verbinden, setzt sich der Münsteraner Pädagoge Dr. William Middendorf am Montag, 24. Januar, auseinander.