Opherdicke. .

Wenn Magdalla A. Mickail, Diakon und Vorsitzender der koptischen Gemeinde Dortmund und Umgebung, heute Weihnachten feiert, sind seine Gedanken bei seinen Glaubensbrüdern und -schwestern in Ägypten: Wenige Tage nach dem Selbstmordanschlag in Alexandria, bei dem 21 Mitglieder der koptische Gemeinde zu Tode gekommen und zahlreiche weitere verletzt wurden, ist die Trauer, Betroffenheit und Sorge bei Mickail groß. „Ich lebe schon seit 45 Jahren hier in Deutschland und fühle mich sicher. Aber in ihrem Heimatland Ägypten müssen sich Kopten immer mehr als Ausländer fühlen. Und so werden sie auch von den Muslimen behandelt. Das macht mich sehr traurig.“

Angst davor, dass es Terroranschläge auch gegen die etwa 6 000 in Deutschland lebenden Kopten geben könnte, hat der 69-Jährige, der mit seiner Familie in Opherdicke lebt, nicht. „Ich persönlich fühle mich nicht bedroht. Aber solche Terroranschläge wie in Alexandria können überall auf der Welt stattfinden und jeden treffen. Und in Ägypten gibt es schon längst keine sichere Lage mehr.“

Dabei gehören die Kopten zur Urbevölkerung des Nil-stromlandes und stellen in Ägypten heute eine relativ große Minderheit mit etwa 25 Prozent Bevölkerungsanteil. „Kopten gibt es schon immer in Ägypten, auch schon zur Zeit der Pharaonen“, versichert Mickail. Davon zeuge auch die alte koptische Sprache, eine Mischung aus Pharaonisch und Griechisch, die allerdings nur noch in den Messen der koptischen Kirche anklingt. In jüngster Zeit eskaliert der Konflikt zwischen radikalen Muslimen und Kopten. „Es war ja schon der zehnte Anschlag in den vergangenen Jahren“, weiß Mickail.

Nach dem Selbstmordanschlag in Alexandria hat das geistige Oberhaupt der koptischen Kirche, Patriarch Schenuda III., seiner Glaubensgemeinschaft empfohlen, das Weihnachtsfest, das die Kopten am 6. und 7. Januar feiern, in leicht geänderter Form zu begehen - in Andenken an die Opfer in Alexandria. „Normalerweise geht mit der Messe am heutigen Heiligabend für uns auch eine 40-tägige Fastenzeit mit vegetarischem Essen zu Ende“, erklärt Magdalla Mickail. „Traditionell treffen wir uns nach der Messe zu einem gemeinsamen Essen und anderntags zu gegenseitigen Familienbesuchen. Das Essen wird entfallen und auch die Messe wird etwas kürzer gehalten“, bestätigt der koptische Pastor Abuna Tawadros, der seine kleine Gemeinde heute Abend zur knapp dreistündigen Weihnachtsmesse in eine Kirche nach Dortmund einlädt.

Bis auf die kalendarische Abweichung - die Kopten feiern nach dem ursprünglichen julianischen Kalender - unterscheidet sich unsere christliche Liturgie und auch das Weihnachtsfest kaum voneinander. „Wir feiern eine orientalische Liturgie mit viel Gesang. Aber sonst ist die Messe fast wörtlich identisch mit einer katholischen Messe“, meint der Diplom-Ingenieur, der Raumplanung in Dortmund und Alexandria studiert hat und in Dortmund als Übersetzer tätig ist. „Wir verteilen auch Geschenke an unsere Kinder zu Weihnachten.“ Mickails Frau und übrige Familie ist katholisch, weshalb der gläubige Orthodoxe auch oft die katholischen Kirchen in Holzwickede besucht. Mit seiner Frau und Familie will Magdalla A. Mickail das Weihnachtsfest heute und morgen „möglichst normal und in Erinnerung an Christi Geburt feiern“.