Dorsten. .

Er lag unscheinbar versteckt hinter der Agatha-Kirche – und war doch zweieinhalb Jahrzehnte eine Institution in der Stadt und ihr Inhaber eine Instanz: Der Pop-Shop. An Silvester schließt Jochen Brinks (49) seinen Plattenladen für immer ab. Das Geschäft mit Tonträgern lohnt nicht mehr.

Gegründet und fünf Jahre geführt wurde der Laden von Maria Koch. Brinks war seit dem Start als Mitarbeiter dabei, übernahm das Geschäft 1991. Brinks ist Experte. Weithin gerühmt wurden sein Fachwissen, seine Beratung und seine Fähigkeit, sich in die Musikgeschmäcker von Kunden hinein zu denken. Seine Tipps („Hör’ da mal rein“) trafen meist ins Schwarze.

In den ersten Jahren stand noch vor allem richtiges Vinyl in den Regalen. Dann kam die CD. Und nach den Silberlingen die MP3-Datei. Und die, sagt Brinks, war tödlich für den Plattenhandel. Musik wird heute aus dem Internet geladen und nicht mehr auf Scheibe gekauft.

Im Pop-Shop haben sich einige Generationen vor allem junger Dorstener mit Musik eingedeckt. Rock und Pop waren das Kerngeschäft. Heute fehlen Jochen Brinks diese Kunden. „Das gibt es zum ersten Mal, dass eine nachfolgende Generation keine Platten mehr kauft. Und das ist das Problem“, sagt er. Die jungen Musikfans tauschen heute Dateien.

Das Phänomen greift tief. Brinks: „Früher kannten mich alle Schüler an den beiden Gymnasien. Wenn heute mal einer kommt, dann nur, um eine CD für Papa oder Mama abzuholen. Und wenn er Kumpel dabei hat, dann gucken die sich ratlos im Laden um und fragen, wie, Du bezahlt für Musik . . .?“

Schuld am Niedergang des Geschäfts trage aber auch die Musikindustrie. Sie habe jahrelang gut verdient – und es versäumt, die Preise rechtzeitig kundenfreundlich zu gestalten.

Stamm- und Laufkundschaft im Pop-Shop hielten sich die Waage. Vor allem die echten Musikfans bedauern, dass der Laden aufgibt. Bis zuletzt hatte Brinks einen treuen Kunden, der jede Woche noch zwei, drei Vinyl-Platten kaufte. Aber die richtigen Experten seien selten geworden. Zumal: Die Beschwörungen, Musik auf Vinyl komme wieder, seien Jahr für Jahr nur Sommerlochgeschichten gewesen. Brinks weiß es besser. „Da konnte ich immer nur drüber lachen. Das Geschäft mit Schallplatten ist schon lange tot.“

Das Umsatzproblem hat der Pop-Shop nicht allein. Richtige Plattenläden sind insgesamt rar geworden. Als Brinks versuchte, einen Abnehmer für seine Einrichtung zu finden, konnte er noch Plattenläden in Kleve, Essen und Bochum orten.

Wie es für Brinks selbst weiter geht, weiß er noch nicht. Bis Freitag läuft der Ausverkauf. Dann muss er den Laden noch aufräumen. „Besenrein“, sagt er und lacht . . .