Anholt..
Dass Maria Franzisca, Fürsten zu Starhemberg über das Doppelbett hinweg ins Erkerzimmer blickt, ist kein Zufall. Der Fürst selbst hat es so gewollt.
Seine Durchlaucht Carl Philipp von Salm-Salm wählt höchstselbst aus, welcher seiner Ahnen – in Öl gemalt – in welchem Hotelzimmer seines Schlosses Anholt über die Gäste wacht. Maria Franzisca blickt wohlwollend und mit einem Lächeln auf den Lippen in den Raum. Sie hätte auch Weihnachten 2010 allen Grund zur Freude, wäre die blaublütige Tochter des Hauses nicht schon 1770 verstorben. Denn Pächterfamilie Brune und deren Stab versuchen 240 Jahre später den Gästen das Gefühl zu geben, ihn herrschaftlichen Räumen zu residieren. Vielleicht gehört Maria Franzisca, 1731 geborene Prinzessin zu Salm-Salm, zu den frühen Zeugen des Weihnachtsschmucks. Denn im 18. Jahrhundert waren es zunächst die Fürstenhöfe, die an ihre Tannenbäume Kerzen befestigten, um Licht und Zuversicht in die dunkle Jahreszeit zu bringen.
Dekoration vom Burgkeller bis hinauf auf die Zimmer
Seit dem 1. Adventswochenende schon ist das Haus festlich geschmückt. Seniorchefin Heidi Brune, ihre Freundin Liesel Bösing und Schwiegertochter Eva Brune teilen sich diese Aufgabe. „Gern“, wie Heidi Brune versichert. Obwohl das Dekorieren von Foyer, Burgkeller, Wasserpavillon, kleinem Schlossrestaurant und den Salons alle Jahre wieder viel Arbeit macht und die Damen deshalb etwas angespannt sind. „Was machen wir? Wo kommt Schmuck hin?“, sind die Fragen, die sich die Drei stellen. Auf Liesel Bösing kann sich die Seniorchefin verlassen. „Sie hat immer viele kreative Ideen“, ist Heidi Brune froh. Aber auch den Brune-Damen kommt während des Dekorierens noch der ein oder andere Geistesblitz für den Schmuck der riesigen Tanne im Pavillon oder den großen Kranz über dem Büfett. „So natürlich wie möglich soll es aussehen“, lautet das Credo im Hause.
Einen festen Platz im Foyer hat der große Adventskranz. Nicht vier weiße Kerzen trägt er, gleich 24 davon stehen im Zapfenkranz. Die Zapfen haben Eva und ihr Mann Peter Brune, der mit seinem Bruder Jörg seit 2000 das Parkhotel führt, schon im Sommerurlaub in der Nähe von Bordeaux gesammelt. Tag für Tag haben sie von ihren Spaziergängen an der Atlantikküste Pinienzapfen mitgebracht, insgesamt vier Säcke voll.
Mehr als vier Wochen vor Weihnachten war das sechsgängige Weihnachtsmenü geplant, das mit Variation von Jakobsmuschel mit Oliven Creme Brulée oder mit Reh trifft Apfel und Sellerie seinen Auftakt nimmt und mit Schokoladenschnitte mit Lebkucheneis seinen Abschluss findet. „Das Menü trägt die Handschrift von Kai Westerhoff, der unserer Küche vorsteht“, sagt Küchenchef Jörg Brune. Weil der Küchenchef selbst Schokolade liebt, hat er Konditorin Janine Gottschak gebeten, das Dessert auch als Torte zu kreieren. Quasi ein Geburtstaggeschenk, das Jörg Brune für sich selbst in Auftrag gegeben hat. Er hat nämlich am 24. Dezember Geburtstag und zu seinem 42sten soll unter anderem die mit Mousse au Chocolat und Pistazien gefüllte Torte auf dem Kaffeetisch stehen. An diesem Nachmittag ist es nämlich still im Schloss Anholt, weil die Brunes traditionell mit Freunden und Verwandten das Wiegenfest von Jörg Brune feiern. Das haben seine Eltern Heidi und Heinz Brune so festgelegt, als Jörg noch ein Junge war. Erst am 2. Weihnachtstag geht der Betrieb in vollem Umfang weiter.
Marzipan und
Calvados
Dann darf man sich auch auf Traditionelles wie Neues freuen wie die herbstliche Anholter Schlosstorte, eine Kreation aus mit Calvados getränktem Biskuit, gedünsten Äpfeln und mit Marzipan versüßter Sahne. Oder auf die Anholter Mandeltorte, die Großvater Willi Brune komponiert und sein Enkel Jörg mit weißer Schokolade, Marzipan und Orangenschale den letzten Schliff gegeben hat.