Lüdenscheid..
Und schon wieder ein Schwung Neuschnee – langsam geht der etappenweise Zuwachs bei der „weißen Pracht“ so manchen Lüdenscheidern auf den Geist. Klar ist aber auch: Da müssen wir jetzt durch. „Bei vielen Anrufern liegen die Nerven blank“, berichtet Frank Wiemer vom STL-Winterdienst, ist etwa der Ärger über zugeschobene Grundstückseinfahrten groß. Doch anders, so Wiemer, seien die Schneemassen auf den Fahrbahnen zeitlich einfach nicht zu bewältigen.
„Es reicht“, sagt auch Christoph Loos, Geschäftsführer der Lüdenscheider Wohnstätten (LüWo). An seinem Carport daheim an der Lisztstraße, dessen Zufahrt er in diesen Tagen immer wieder freischaufelt, türmen sich die Schneeberge mittlerweile bis zu 2,50 Meter hoch. „Und auch mein Nachbar sagt: ,Ich kann’s nicht mehr sehen’“, hat Loos mindestens einen Leidensgenossen.
Aber auch für manche LüWo-Mieter dürften die Schneemassen Frust mit sich bringen – spätestens mit der Betriebskosten-Abrechnung für 2010. Das betreffe vor allem stadtzentrale LüWo-Häuser bis hin zum „Lebenswerten Wohnen“ für Senioren an der Philippstraße, an denen eine Fremdfirma und nicht die Mieter selbst für den Winterdienst rund ums Gebäude sorgten. „Schnee bis April und jetzt schon wieder – das werden die Vorauszahlungen nicht reichen“, prophezeit Loos.
51 Zentimeter gab’s im Dezember noch nie
51 Zentimeter Schnee übereinander – höhenmäßig mehr hat’s in einem Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Lüdenscheid noch nicht gegeben. Sagt jedenfalls Dirk Jacobs, Leiter der Wetterstation am Zeppelin-Gymnasium in Lüdenscheid. Unterdessen meldet die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) deutlich mehr Beeinträchtigungen im Busverkehr als noch in den letzten Tagen.
Verspätungen gab es Montagfrüh und auch Sonntagabend schon auf zahlreichen Linien, berichtet MVG-Sprecher Jochen Sulies. Man habe den Betrieb trotz Schnee aber weitgehend aufrecht erhalten können. Und schon jetzt zeichnet sich ab: „Wir hatten noch nie so viele Dezember-Tage mit Schnee“, soagt Dirk Jacobs von der Wetterstation.
Schnee räumen in den Straßen, aber möglichst kein Salz streuen – diese Devise, die seit Einbruch des Winters gilt, möchte der Stadtreinigungs-, Transport und Baubetrieb (STL) „beibehalten“. Das erklärte Frank-Wiemer vom STL-Winterdienst gestern im WR-Gespräch. Allenfalls an Steigungen soll Salz zum Einsatz kommen.
Wenn nicht gerade der STL auf dem Gelände der Feuerwehr am Dukatenweg aktiv ist, räumen die Männer vom Löschzug auch mal selbst – mit der Schippe, aber auch mit dem Radlader, aufgerüstet zum Räumer. „Gerade morgens zum Wachwechsel um 8 Uhr“, erklärt der diensthabende Wachführer Friedrich Diebel, würden bei Bedarf Kollegen zum Winterdienst auf der Fläche vor den Fahrzeughallen eingeteilt.
Sorgt das womöglich inzwischen für Frust? „Das ist halt jetzt die Jahreszeit“, sagt Diebel – und erinnert an den gleichfalls strengen Winter 2009 oder die 60er- und 70er Jahre: „Da hatten wir auch gut Schnee.“ Auch auf dem Parkplatz des Möbelhauses Sonneborn wachsen die Schneeberge. Wo sie zu hoch werden, „da schieben wir sie einfach hinters Haus“, verrät Christoph Rössler von der Haustechnik, die den Winterdienst jedoch einer Gartenbau-Firma überlässt. Sie kümmert sich ohnehin um die Außenanlagen. „Ich finde Schnee toll“, sagt Rössler. „Jedenfalls besser als Regen.“
30 Hausmeister sorgen für Sicherheit
Alle Hände voll zu tun haben derzeit auch die rund 30 Hausmeister der Schulen, Kindergärten und anderer öffentlicher Einrichtungen. Nervt sie die Schnee-Flut? „Überhaupt nicht“, fasst Frank Kuschmirtz von der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) zusammen. Dürfe es auch gar nicht, dafür sei die Sicherheit rund um die städtischen Gebäude einfach zu wichtig.
Derzeit lässt die ZGW die Dachflächen der städtischen Schulgebäude auf Schneelasten kontrollieren. An der Erwin-Welke-Schule und der Knapper Schule wurden die Dächer vorsorglich geräumt, an der Friedensschule und der Schule Stadtpark wird noch geprüft, ob eine Räumung geboten ist. An der Grundschule Bierbaum hatte der Hausmeister ein Knirschen und Knacken in der Dachkonstruktion der Pausenhalle bemerkt. Der alarmierte Statiker konnte gestern Nachmittag jedoch Entwarnung geben: Von dem Dach gehe keine Gefahr aus.