Lünen. .

Romeo und Julia oder Bella und Edward? Sind Klassiker heutzutage eigentlich noch aktuell? Oder verstauben sie einsam mit Leidensgenossen auf den Bücherregalen?

„Klassiker werden von Jugendlichen privat eher weniger gelesen“, sagt Melanie Fechner von der Stadtbücherei Lünen. „Viele verbinden sie eher mit lästigem Lernstoff, weil ihnen Klassiker als lästige Pflichtlektüre in die Hand gedrückt werden.“

Für viele ist es eine
lästige Pflichtlektüre

Für einige Jugendliche sei auch die in einigen Fällen ungewohnte Sprache und die – im Vergleich zu vielen heutigen Romanen – auf den ersten Blick unspannend wirkende Handlung ein Hindernis.

Klassiker würden sich außerdem nicht so sehr am heutigen Lebensumfeld der Jugendlichen orientieren, da viele von ihnen ja bereits vor einigen Jahrhunderten verfasst wurden. „Das in vielen Klassikern dargestellte Männer- und Frauenbild wirkt heutzutage veraltet. Zwar sind heutzutage historische Romane sehr beliebt, aber in diesen sind die Hauptfiguren oft weiblich und setzen sich über damals herrschende Konventionen hinweg“, meint Melanie Fechner.

Nichtsdestotrotz werden Klassiker natürlich auch noch heute ausgeliehen. „Besonders die englischen Klassiker sind beliebt, Romane von Jane Austen, den Brontë-Schwestern oder Shakespeares ‚Romeo und Julia’“. Dies könnte vor allem auf verschiedene Verfilmungen der letzten Zeit zurückzuführen sein, so wie auf Zitate in modernen Jugendbüchern.

Von vielen Klassikern erscheinen Neueditionen, die neue Leser gewinnen sollen. Der Buchmarkt versucht es außerdem mit Lesebüchern, die Auszüge aus verschiedenen Werken der Weltliteratur beinhalten. Solche werden laut Melanie Fechner in der Stadtbücherei ca. sechs bis acht Mal pro Jahr ausgeliehen.

Doch welche Altersgruppe liest überhaupt Klassiker? Eher Mädchen oder eher Jungen? „Prinzipiell werden in jeder Altersgruppe Klassiker gelesen“, sagt Fechner. „Es gibt viele Kinderklassiker wie Peter Pan oder Tom Sawyer, welche auch von Zehn- oder Zwölfjährigen gelesen werden, andere Titel sprechen eher ältere Jugendliche an.“

Das Geschlechterverhältnis sei eher ausgewogen, allerdings sei nicht klar, ob die in der Bücherei ausgeliehenen Klassiker Schul- oder Privatlektüre seien. „Klassiker werden gezielter ausgeliehen als moderne Romane“, meint Melanie Fechner., „man zieht sich als Jugendlicher nicht mal eben so einen Goethe aus dem Regal“.

Eine Herausforderung,
die lohnt

Nein, das tut man natürlich nicht. Einen Klassiker zu lesen bringt vielleicht eine kleine Herausforderung mit sich und durchaus auch ein Stück Anspruch. Aber wieso sollte man es nicht einfach mal versuchen und der Weltliteratur etwas von ihrem Staub nehmen?