Bergkamen. .
Die Feiertagslaune ist am Chemiestandort Bergkamen längst verflogen. Erst ging der Traditionsname „Schering“ gänzlich verloren, jetzt droht wieder ein Arbeitsplatzverlust im Rahmen des von Bayerchef Dekkers verordneten Sparprogramms.
Den schätzt Betriebsratsvorsitzender Heinz-Georg Webers allerdings längst nicht so dramatisch ein wie bei der damals noch von der „Schering AG“ durchgezogenen Verschlankungskur, als in Bergkamen mehrere hundert Stellen geopfert wurden.
Von den angepeilten 1700 Arbeitsplätzen, die Bayer jetzt zur Disposition stellen will, entfallen 150 auf den Produktionsbereich von Bayer Health-Care. „Betroffen davon werden die Standorte Leverkusen, Berlin, Elberfeld und Bergkamen sein.“ Genaue Zahlen kenne er allerdings noch nicht, erklärte Heinz-Georg Webers am Montag gegenüber der Redaktion.
Videoschaltung am Mittwoch
Was Bayer im Groben plant, will der neue Konzernchef Marijn Dekkers seinen Mitarbeitern am Mittwochmorgen über eine Videoschaltung auf Großleinwand an allen Standorten erklären. In Bergkamen wird die Betriebsversammlung traditionsgemäß in der Werkskantine stattfinden. Die Mitarbeiter vor Ort sollen sogar die Möglichkeit erhalten, an Dekkers via Datenfernübertragung Fragen zu stellen.
Mit konkreten, auf die einzelnen Standorte heruntergebrochenen Zahlen über den geplanten Arbeitsplatzabbau von Bayer in Deutschland rechnet der Betriebsratsvorsitzender am Mittwoch nicht. Die werden aber nicht lange auf sich warten lassen. „Wir haben für die zweite Dezemberwoche einige Gesprächstermine festgelegt“, sagte Heinz-Georg Webers.
Faustpfand
Ein großes Faustpfand ist die immer noch gültige Vereinbarung mit der Konzernspitze, dass es bis 2012 keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Der Stellenabbau soll deshalb über die „natürliche“ Fluktuation, über Auslaufen von Zeitverträgen und über Aufhebungsangebote laufen.
Gegenüber der Redaktion kündigte Webers gestern an, dass der Betriebsrat um jede einzelne Stelle kämpfen wird. Denn zurzeit sei das Bergkamener Werk derart ausgelastet, dass eigentlich auf keinen Mitarbeiter verzichtet werden könne, so Webers.
Weltweit will Bayer 4500 Stellen streichen. Dafür sollen 2000 in den sogenannten Schwellenländer neu geschaffen werden.
Investition in boomende Schwellenländer
Einen Teil des mit dem Stellenabbau eingesparten Geldes will Bayer in neue Pharmaprodukte, in den Pflanzenschutz und in die boomenden Schwellenländer Asiens investieren. Als Gründe für diesen Sparplan nennt Bayer den wachsen Preisdruck durch Billig-Generika und durch Einsparungen im Gesundheitswesen. Unter anderem will Bundes-Gesundheitsminister Philipp Rösler die Pharma-Industrie zu Preisnachlässen zwingen. „Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern wird im Gesundheitswesen gespart“, meinte Webers.