Dorsten. .

Die Reinigung öffentlicher Gebäude (vor allem Schulen) sollte billiger werden, aber nicht schlechter. Das war das Ziel, als die Stadt 2008 die Arbeiten neu ausschrieb und 2009 den Auftrag für das Putzen von 130 000 Quadratmetern Fläche neu vergab.

Bilanz nach einem Jahr mit dem neuen „Reinigungs-Regime” (SPD-Fraktionschef Friedhelm Fragemann): Es habe bisher nur zehn Beschwerden gegeben, vier davon „echte” -- also dass Räume nicht ausreichend geputzt wurden, so Gebäudemanager Josef Kemper. „Gemessen an der Reinigungsfläche liegt das im Promille-Bereich. Und eine solche Zahl an Beschwerden werden wir immer haben.”

Trotzdem sorgte die Neuordnung der Reinigungsdienste zunächst für Unruhe. Der zu erbringende Standard war zwar unverändert, die Mitarbeiter waren aber weniger Stunden in Schulen und anderen Gebäuden beschäftigt. „Was von Schulleitern als Reduzierung des Standards wahrgenommen wurde, war die Tatsache, dass die Reinigungskraft nicht mehr mit der vorherigen Stundenzahl im Objekt beschäftigt war. Dies liegt in der Kalkulation des Unternehmens und des Her-aufsetzens der Leistungswerte”, heißt es in einem Bericht der Verwaltung für die Politik. Kemper zu den Beschwerden der Schulleiter: „Die haben eine Art Mitgefühl für die Reinigungskräfte entwickelt.”

Thomas Schöller (Grüne) übersetzt die etwas gestelzte Verwaltungsprosa so: „Wenn der Akkord für die Putzfrauen angehoben wird, dann kann man Mindestlöhne auch aushebeln.” Jan Kolloczek (SPD): „Weniger Reinigungsstunden und es wird sauberer – das funktioniert nicht.”

Die SPD hatte nach der Bilanz gefragt und wollte zudem wissen, welche Erfahrungen die Stadt Nettetal mit einer Neuorganisation der Putzdienste gemacht hat. Nettetal wurde der Stadt Dorsten nämlich von den Sparfüchsen der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) „als Vorzeigebeispiel für Effektivität privater Reinigungsdienste” ans Herz gelegt.

Erkenntnis der Stadt Dorsten: Nettetal engagierte einen Berater, der nach Sparerfolg bezahlt wurde. Gegen die Auftragsvergabe klagte ein Konkurrent des Ausschreibungsgewinners. Das verzögerte den Start der neuen Putzdienste, die mit viel Improvisation starten mussten. Die Arbeiten wurden mangelhaft erledigt, es kam sogar zu Schulschließungen. Die Aufträge wurden schließlich mit Hilfe von Beratern des Städte- und Gemeindebundes neu vergeben. Fazit der Stadt Dorsten: „Nettetal könnte eher als Negativbeispiel bezeichnet werden.” Rainer Heimann (SPD) empört: „Sowas wird von der GPA als Vorbild hingestellt. Und die wollen uns kontrollieren!”