Altena/Hagen .

Mordopfer Hildegard S. hatte sterben müssen, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war – in ihrer eigenen Wohnung. So die zumindest Behauptung des Angeklagten Michael P. vor dem Hagener Schwurgericht. Der 48-Jährige brach gestern sein Schweigen, räumte zwei Morde ein und darüber hinaus weitere schwere Straftaten.

Die 79-jährige Hildegard S. hatte zurückgezogen gelebt, hatte Vorsicht walten lassen und war dennoch im März 1999 eines gewaltsamen Todes gestorben - drei Kugeln in Brust und Genick. Ihr mutmaßlicher Mörder gab schonungslos offen preis, warum das Leben der alten Dame auf so brutale Weise geendet war.

Bereits Anfang der 90er-Jahre hatte Michael P. nach eigenen Angaben Kontakte zu einer kriminellen Familie geknüpft, hatte gefährliche Freundschaften geschlossen. Für ein Mitglied dieser Familie hatte er dann Ausweispapiere und persönliche Unterlagen älterer Menschen beschaffen sollen. Wofür, das wisse er nicht, so versicherte er gestern mehrfach. Unter anderem in einem Altenheim in Nachrodt-Wiblingwerde will der 48-Jährige Papiere und Unterlagen dieser Art gestohlen haben. Je mehr Informationen, desto mehr Geld für die „Ware“.

Tödlicher Irrtum

Im März 1999 hatte er sich dann Hildegard S. ausgesucht – eine Frau, die er bereits vom Sehen her gekannt hatte, in deren Wohnung er sich die gewünschten Dokumente versprochen hatte. Am Tattag hatte er sich Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft, war dabei davon ausgegangen, sie sei nicht da. Ein für Hildegard S. tödlicher Irrtum: Die alte Dame hatte den Einbrecher bemerkt. „Sie fing laut an zu schreien, wollte die Polizei anrufen.“ Er habe sie im Wohnzimmer eingesperrt, doch sie habe weiter geschrieen. Da habe er geschossen. Danach: „Ich habe überlegt, wenn sie überlebt, hat sie vielleicht die Möglichkeit, mich wieder zu erkennen. Da habe ich ihr zwei Mal in den Hals geschossen. Bis sie sich nicht mehr bewegt hat.“ Das Opfer habe er ins Bad gezogen. „Da habe ich sie liegenlassen.“ Er sei mit der Geldkassette und dem Schlüssel der Toten gegangen - betont harmlos, um nicht aufzufallen. „Dann bin ich nach Hause gefahren, habe den Tag ganz normal mit meiner Freundin verbracht.“

Das Verfahren gegen den mutmaßlichen Mörder wird dann am 26. November fortgesetzt.