Reeserward. .

„Hier kuriere ich meine literarischen Nerven“, schreibt der erfolgreiche Schriftsteller Hermann Hesse, als er endlich im Tessin eine Heimat gefunden hat.

Und er beginnt, inspiriert von der intensiven Leuchtkraft der Farben in seiner Umgebung, Aquarelle zu malen. Am Ende seines Lebens sind es fast 3000, die alle die Schönheit der Landschaft vermitteln.

Einen kleinen Eindruck dieser Lebensfreude erhielten die Gäste, die anlässlich der Reeser Kultur Tage den Vortrag der Reisejournalistin Dr. Gabriele M. Knoll besuchten. Inmitten der antiken Kostbarkeiten von Gerfried Schell sitzend, tauchten sie in die Welt der südlichen Alpen ein, um auf den Spuren Hermann Hesses die traumhaften Aussichten zu genießen.

„Sie werden von mir nichts über seine Literatur hören“, erläuterte Knoll, „sondern ich möchte Ihnen eine Art Stimmungsbild des Tessin präsentieren“. Zu den Ansichten der Aquarelle zitierte sie daher aus seinen Briefen, in denen er sich zu seiner Leidenschaft geäußert hat. So ist bekannt, dass der Schriftsteller sich tagsüber häufig dem Malen widmete, während er des Nachts schrieb.

Mit einfühlsamen Worten führt er an einer Stelle aus, wie er einen Vormittag „gerettet habe“, indem er allen Besuchern entwischt war. „Mögen auch die Briefe der Studenten und Verleger warten!“ lautet sein Kommentar, denn immer wieder zieht es ihn hinaus in die schöne Natur, deren „schräg fallendes Licht wie eine sanfte, träumende Verhüllung wirkt.“ Das muss Hesse einfach malen. Auch wenn er sich in einem Text als Dilettant bezeichnet, sprechen seine Bilder eine andere Sprache.

Noch heute erinnern sich Zeitgenossen an den Künstler, der mit Strohhut, Rucksack und Klappstuhl ausgestattet zum Malen aufbricht. Selbst seine erste Wohnung, die Casa Camuzzi, hat er wegen der famosen Aussicht von seinem Balkon ausgesucht. Diese wird nur noch überboten von der Casa rossa. In dieses Haus mit dem riesigen Garten zieht er 1928 mit seiner Frau und lebt fortan ständig im Tessin, wovon einige Winterbilder zeugen. In Montagnola erinnert man sich nicht nur im dortigen Museum an den Dichter mit Hut, Tragekorb und Feuerchen im Garten. Und in Reeserward stellte der Hesse-Liebhaber Schell seine Exponate aus, die viel Beachtung fanden und das Bild des Schriftstellers und Malers abrundeten.