Plettenberg. .

Ein Einwanderer aus Südafrika sorgt zur Zeit für einen Hauch von Frühling mitten im sauerländischen Herbst. Es handelt sich um das Schmalblättrige Greiskraut. Jonas Erbeling, Schüler am Albert-Schweitzer-Gymnasium, hat in einer Facharbeit im Grundkurs Biologie der Jahrgangsstufe 12 die Ausbreitung des auffälligen Pflanzen-Neubürgers in der Vier-Täler-Stadt untersucht.

Das Schmalblättrige Greiskraut blüht in kräftigem Gelb vor allem entlang vieler Straßen und Bahngleise, was ihm den Spitznamen „Gleiskraut“ einbrachte. Die Pflanze hat ihre ursprüngliche Blütezeit – auf der südlichen Erdhalbkugel ist jetzt Frühjahr – beibehalten.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Schmalblättrige Greiskraut (lateinischer Name Senecio inaequidens) mit Baumwollballen nach Deutschland eingeschleppt. Das erste Vorkommen im Sauerland wurde erst 1985 in Balve festgestellt. Seitdem breitete sich die Pflanze aber auch bei uns stark aus, sie wanderte von Westen, von der Rheinschiene aus kommend entlang der Hauptverkehrslinien ins Sauerland ein.

Immer entlang der Hauptverkehrswege

Könnte man festzustellen, aus welcher Richtung die Art in das Plettenberger Stadtgebiet eingewandert ist? Mit dieser Frage hat sich Jonas Erbeling beschäftigt und ist dazu die Einfallstraßen nach Plettenberg, die Erschließungsstraßen einzelner Wohngebiete und die Bahnlinien abgefahren, teilweise abgegangen.

Am häufigsten ist die Pflanze entlang der B 236 von Werdohl in Richtung Plettenberg sowie entlang der Bahnstrecke zwischen Werdohl und Plettenberg. Am Werdohler Bahnhof ist das ganze Gelände stark besiedelt. Folgt man der Bahnlinie von dort Richtung Plettenberg, so ist Senecio inaequidens an vielen Stellen unmittelbar entlang der Schienenführung vorzufinden, wie beispielsweise am Bahnübergang an der Ölmühle. Am Plettenberger Bahnhof ist das „Gleiskraut“ ebenfalls stark verbreitet und besiedelt als einzige Pflanze sogar die Streifen zwischen den Gleisen und weite Flächen in den stillgelegten Bahnhofsbereichen.

Parallel zur Bahnlinie verbindet die B 236 die Städte Werdohl und Plettenberg. Am Ortsausgang von Werdohl sowie im Stadtteil Kettling findet man die Pflanze längs der Straße. Dann klafft eine Lücke – vermutlich weil hier entlang der Straße gemäht wird – und erst in Teindeln tritt das Greiskraut wieder auf. Im weiteren Verlauf ist die Strecke entlang der Straße oft auf beiden Straßenseiten von Senecio inaequidens besiedelt.

In Ohle findet man die Art nicht mehr nur entlang der Straße, sondern sie ist bereits in die Gärten der Häuser, die an der B 236 liegen, sowie in einige Nebenstraßen vorgedrungen. Entlang der Strecke zwischen Ohle und Eiringhausen ist die Pflanze ebenfalls in Gärten und Nebenstraßen unmittelbar an der Straßentrasse zu finden.

Weiter in Richtung Selscheid, Affeln, Allendorf oder Finnentrop kommt die Art beinahe überhaupt nicht vor. Auch die Ortsteile Kersmecke, Ölmühle, Eschen sind noch unbesiedelt. In Richtung Herscheid tritt die Pflanze nur an drei weiteren Stellen auf: am Kreisverkehr an der Zeppelinstraße, im Gewerbegebiet Köbbinghausen sowie kurz vor dem neuen Kreisverkehr in Richtung Hüinghausen. An den nach Süden und Südwesten führenden Verkehrslinien in Richtung Landemert, Attendorn und Herscheid konnten ebenfalls keine weiteren Standorte feststellt werden.

Die größten Vorkommen von Senecio inaequidens im Plettenberger Raum befinden sich also entlang der Bahnlinie Richtung Werdohl und entlang der parallel zu dieser Strecke verlaufenden B 236. Da die Verbreitung in diesem Gebiet am stärksten ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Pflanze auf diesem Wege ins Plettenberger Gebiet eingewandert ist.

Ausbreitung von
West nach Ost

Die Tatsache, dass Senecio inaequidens in Richtung Herscheid und Landemert nicht oder nur vereinzelt gefunden wurde, unterstreicht die Ausbreitungsrichtung der Art von West nach Ost. Über Herscheid scheint die Pflanze demnach nicht nach Plettenberg eingewandert zu sein. Hier ließe sich in Zukunft verfolgen, ob sich Senecio inaequidens aus Plettenberg in Richtung Herscheid bis nach Lüdenscheid verbreitet oder ob eine zweite Ausbreitungsachse in Gegenrichtung auftreten wird. „Dies erscheint mir wahrscheinlicher, da ich die Pflanze im Bereich der Autobahnabfahrten Lüdenscheid-Mitte und -Süd gefunden habe“, wird Jonas Erbeling den weiteren Weg des südafrikanischen Einwanderers mit Interesse verfolgen.