Schalksmühle. .

Ingrid Kämper und die Theaterwerkstatt Schalksmühle haben wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Sie begeisterten gestern und am Samstag das Schalksmühler Publikum mit dem Molière-Klassiker „Der eingebildete Kranke“.

Das Spottstück auf die Ärzteschaft, auf die medizingläubige Gesellschaft, arrangierte Hochzeiten und herrische sowie gleichermaßen egoistisch-sensible Familienpatrone und Ränkespiele untreuer Gattinnen zündete im PZ der Schule Löh. Das Ensemble bescherte dem Publikum zwei ausgesprochen unterhaltsame Abende.

Die Story ist schnell erzählt. Argan, der eingebildete Kranke zieht mal wieder einen Arzt zu Rate. Ein neuer Medicus soll ihn von seinen vermeintlichen Wehwehchen heilen. Dieses Mal kommt ein höchst eigennütziges Motiv dazu. Er möchte seine Tochter Angélique mit Thomas Diafoirus, dem Sohn des gleichnamigen Arztes, verheiraten. Argans Voraussage: „Du wirst in Geld schwimmen. Schließlich war sein Großvater schon Arzt.“

Was für Argan ein Blick in die rosige Zukunft seiner Tochter bedeutet, ist in Wahrheit ein kräftiger Seitenhieb die die Ärztezunft.

Angélique ist in Cléante verliebt und weist Thomas Diafoirus, der sich als Sprüche klopfender Simpel erweist, zum Entsetzen von Argan ab. Béline gibt die treu sorgende Ehefrau Argans, hat aber schon mit einem Notar angebändelt, weil sie auf das Vermögen ihres Mannes scharf ist. Derweil plünderten die Ärzte Argan aus, indem sie ihm ein nutzloses Klistier nach dem andern verpassen und ihm sinnlose Diäten verordnen.

Dienstmädchen
behält Übersicht

In diesem Kuddelmuddel behält das Dienstmädchen Toinette als einzige den Überblick. Auf ihr Anraten stellt sich Argan tot, um die wahren Gefühle von Gattin und Tochter herauszufinden. Es kommt, wie es kommen muss. Béline verrät sich selbst („Er war doch nur noch lästig, immer im Weg und schlecht gelaunt.“). Tochter Angélique hingegen bricht in Tränen aus und will sogar die Strafe ihres Vaters auf sich nehmen und nun doch ins Kloster gehen, weil sie Thomas Diafoirus verschmäht hat. Argan wirft seine Frau schließlich aus dem Haus und gibt Angélique und Cléante seinen Segen.

Auch Schauspieler
haben großen Spaß

Die Schauspieler stecken jede Menge Kraft in das Stück, das das Lachen über Krankheit und Tod als zentrales Thema hat. Spielleiterin Ingrid Kämper hat sich für eine überarbeitete, besonders ironisierende Version, des Molière-Klassikers entschieden. Das Ensemble würzt diese Version zusätzlich mit engagiertem Spiel. Es ist ständig in Bewegung, grimassiert und tuschelt, wenn Ärzte oder Apotheker das große Wort führen – die Schauspieler, das wird klar, haben selbst großen Spaß. Er überträgt sich auf das Publikum, das sich besonders amüsiert, als Toinette feststellt: „Ja, ja, die Ärzte – sie verschreiben die Rezepte. Gesund werden muss das gemeine Volk aber ganz von allein.“

Argan beherzigt diese Weisheit zum Schluss, schüttelt alle vermeintlichen Krankheiten ab und träumt schließlich davon selbst Arzt zu werden. „Jeder sein Arzt, das spart enorm und ist die neue Gesundheitsreform. Du gibst dann die Quartalsgebühr ganz ohne Umwege einfach Dir. So ist Molière, wie wir ihn heute hör’n, brandaktuell und sehr modern“, heißt es im Schlusslied. So hat die Theaterwerkstatt in ihrer Bearbeitung mit dem Molière-Klassiker ein Stück geschaffen, das gut in die Zeit passt.