Lüdenscheid. .

Die Idee ist so genial wie einfach: Ein Elektroauto fährt in die Garage. Der Fahrer steigt aus und geht, ohne sein Fahrzeug an die Steckdose anzuschließen. Die Akkus werden automatisch aufgeladen.

Bei der Firma Kostal ist der Prototyp eines solchen Autos im Testeinsatz. Firmenchef Helmut Kostal ist mit dem umgebauten Fiat 500 schon in der Stadt unterwegs gewesen und soll dem Vernehmen nach seine helle Freude an dem kleinen Flitzer gehabt haben, der voller Hochtechnologie steckt. Ein ganz entscheidender Teil davon ist in Lüdenscheid entwickelt worden.

Stromübertragung
per Magnetfeld

In der Ideenschmiede des Lüdenscheider Automobilzulieferers, bei dem inzwischen das Thema Elektromobilität einen hohen Stellenwert hat, haben sich die Entwicklungsingenieure den Kopf zerbrochen, wie ein Elektroauto möglichst komfortabel kabellos aufgeladen werden kann, was per Magnetfeld oder Indution technisch möglich ist.

In Kooperation mit der Kamener Firma Vahle – einem Spezialisten für mobile Energieübertagung – und dem Hamburger Unternehmer Sirri Karabag entstand der Fiat 500, dessen technischer Clou die induktive Ladung ist. Das Auto fährt – zum Beispiel in der Garage – an ein Ladegerät heran und über das vordere Nummernschild erfolgt die Stromübertragung via Magnetfeld.

Für dieses Nummernschild hat Kostal bereits einen Gebrauchsmusterschutz. Die Anmeldung zum Patent läuft, sagt Jörg Welschholz, Geschäftseiter Elektromobilität und über Jahrzehnte Chefentwickler des Unternehmens. Der Diplom-Ingenieur ist fest davon überzeugt, dass das Nummernschild enormes Marktpotenzial hat. Erst kürzlich habe sich VW-Chef Martin Winterkorn persönlich an einem Kostal-Messestand für die Neuentwicklung interessiert.

Und als Welschholz das High-Tech-Nummernschild im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin vorstellte, habe es den hochrangigen Beamten regelrecht „vom Hocker gehauen“. „Wieso ist da noch keiner drauf gekommen?“, habe ihn der Mitarbeiter des Brüderle-Ministeriums voller Anerkennung gefragt. Da konnte Welschholz nur höflich lächeln.

Wegweisende Entwicklungen in der Automobilindustrie sind mit dem Namen Kostal seit Jahrzehnten eng verbunden. Der so genannte Lenkwinkelsensor, ohne den es das elektronische Stabilitätsprogramm ESP nicht gäbe, ist ebenso eine Lüdenscheider Entwicklung wie der Regensensor.

Ob das Laden übers Nummenrschild ein vergleichbarer Erfolg wird, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist schon jetzt, dass Kostal ganz vorne dabei ist beim wichtigen Thema Elektromobilität.