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Er ist ein Ur-Kamener, der eigentlich immer weg wollte und sich dann wieder freut, wenn er am Horizont den Schiefen Turm entdeckt: Doch seit vier Jahren tauscht Wolfgang Kröger Kamen gegen Deutschland, schwingt sich auf den Sitz des komfortablen Reisebusses und chauffiert die weltbekannten Shaolin-Mönche in über 100 Städte der Republik.

Rund 20 Jahre war Kröger in der Gastronomie tätig, dann zog es ihn weg vom Tresen hinaus in die Welt. Genau passend kam da der Tipp eines Freundes, dass der Veranstalter der Shaolin-Shows für die Dauer der Deutschlandtournee einen Busfahrer suche. Der Kamener hatte Glück, bekam den Job und tourt seitdem jeweils vier Monate im Jahr mit dem Team quer durch Deutschland. „Dieses Leben hat seine ganz eigenen Reize, und das Schönste ist, dass die Gruppe mit der Zeit zu einer großen Familie wird“, strahlt Wolfgang Kröger. Einen großen Teil dazu steuern sicherlich die Mönche bei: Die Jungen und Männer im Alter zwischen sechs und 81 Jahren sind sehr weltoffen, sagt Kröger, diszipliniert und prima Teamkollegen. Die Stars der atemberaubenden Kung Fu Show über das Leben der Shaolin Mönche und die mystischen Geheimnisse des Qi Gong verwandeln sich im Bus in Leute wie du und ich, tragen Jeans und T-Shirt, hören Musik, schauen Filme. „Es wird auch viel gesungen, die Jungs haben wunderbare melancholische Melodien, aber auch viele Lieder voller Lebensfreude im Gepäck“, sagt der 54-jährige Kamener. Die Faszination für ihn ist groß, nicht nur die Mönche im Bus begeistern, sondern besonders die auf der Bühne: „Da ist nichts gefaked, alles echt, einfach Wahnsinn“, schwärmt Kröger.

Die atemberaubenden Tricks hat er trotz eifrigen Übens nach all den Monaten noch immer nicht im Griff,– „ganz ehrlich, ich traue mir das auch nicht mehr zu“ – aber dafür jede Menge über die Mönche aus dem fernen China gelernt. Und er hat sie lieben gelernt. „Sie haben so eine Art, die begeistert einfach.“ Selbst wenn es mit der Sprache nicht so klappt – die Shaolin werden von einem Dolmetscher begleitet – vieles funktioniert auch ohne Worte.

Für unfreiwillig lustige Einlagen sorgen sie ab und an ebenfalls: Etwa, wenn ein Mönch nur mit einem Badetuch bekleidet durch den Barbereich eines Hotels ins Schwimmbad wandelt. Oder während der Show verschwindet und erst nach bangem Warten wieder aus dem Orchestergraben auftaucht, weil er sich mit dem mehrfachen Flic-Flac verschätzt hat.

Die vier Monate sind Wolfgang Kröger noch nie lang geworden, im Gegenteil. Darum freut er sich jetzt schon auf den 5. Januar: Dann holt er die Shaolin aus Frankfurt ab, dort fällt der Startschuss zur neuen Tournee und Kröger bleibt der Truppe treu: „Weil es für sie keine Arbeit, sondern Spaß und Freude ist, und das überträgt sich auf das ganze Team.“