Werdohl. .

Das Jugendamt nimmt die Kinderarmut in den Fokus: In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses wird ein Vortrag das Thema „Kinderarmut und kommunale Strategien zur Armutsprävention“ darstellen.

Für das Referat konnte die Werdohler Jugendamtsleiterin Sybille Dworschak ihre Kollegin aus der Stadt Monheim am Rhein, Annette Berg, gewinnen. Die Stadt Monheim hat unter dem Label „Mo.Ki – Monheim für Kinder“ gemeinsam mit der Awo Niederrhein von 2002 bis 2004 ein Modellprojekt zur Vermeidung von Kinderarmut erprobt.

In Werdohl war unlängst eine Debatte über Kinderarmut vor Ort aufgekommen, nachdem sowohl die städtische Jugendpflege, als auch der Konrektor der Hauptschule, Jan Veenboer, im Jugendhilfeausschuss auf einen großen Nachholbedarf vieler Kinder etwa bei den Mahlzeiten in Ferienfreizeiten oder in der Schule festgestellt hatten. Auch Leiterinnen von Werdohler Grundschulen berichteten in der Vergangenheit mehrfach darüber, dass Klassenfahrten mitunter für die Familienkasse zu teuer sind.

„Kinderarmut ist ein Thema bei uns“, stellt auch Sybille Dworschak unmissverständlich fest. Das Jugendamt, zitierte sie gestern im WR-Gespräch ihre eigene Aussage aus einer früheren Ausschusssitzung, habe aber „nicht die Aufgabe, die Kinder zu füttern, sondern dagegenzuwirken“.

Armutsprävention zählt zur Stadtentwicklung

Vorbild könnte dabei die Stadt Monheim sein. Eine Kernforderung, die aus der Analyse des dortigen Projekts hervorgeht, lautet: „Die öffentliche Wahrnehmung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit in der eigenen Kommune.“ Armutsprävention bei Kindern und Jugendliche müsse als gleichwertiger Teil kommunaler Stadtentwicklung zum Wohle aller verstanden werden. Das Modellprojekt belege, „dass die Kindertagesstätte ein großes Potenzial hat, um zentraler Knotenpunkt kommunaler Vernetzungsstrategien zu sein“. Durch neue präventiv ausgerichtete Angebote (Sprach- und Gesundheitsförderung, Familienbildung, Elternberatung) sei es bereits gelungen, den Zugang zu teilweise massiv benachteiligten Elterngruppen (etwa Migranten, Familien in Dauerarmut) zu erzielen. Zielführend sei der Aufbau einer Präventionskette für Kinder (in Kitas, Schulen, Bildungsträgern, Jugend-/Sozialämtern) und eines Trägernetzwerkes: In Monheim stünden inzwischen rund 50 lokale und regionale Institutionen für „ein lebendiges Kooperationsnetzwerk“. Sybille Dworschak setzt bei diesen Vorzeichen auf einen „sehr praxisnahen und konkreten Impulsvortrag“.