Lüdenscheid. .

Häuser sollen immer weniger Energie verbrauchen. Doch die Vorgaben der so genannten Energieeinsparverordnung (EnEV) könnten schon bald zu erheblichen Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt führen.

„Man bekommt die Miete nicht, die man am Markt braucht“, sagt Wilfried Starosta, Geschäftsführer der Mark Wohnungsgesellschaft GmbH und zugleich Vorsitzender von Haus und Grund Lüdenscheid.

Die Kosten für eine aufwändige energetische Sanierung könne das Unternehmen nicht an die Mieter weiterreichen, weil dann im sozialen Wohnungsbau die Kappungsgrenze greife. Zulässig sei ein Aufschlag auf die Miete von 11 Prozent, doch das sei nicht möglich wegen der Mietobergrenzen oder aufgrund der Marktbedingungen im ländlichen Raum. „Wir können nicht überall fünf Euro (pro Quadratmeter) nehmen.“

Das gilt besonders für Lagen im Außenbereich, die bereits jetzt kaum noch vermietbar sind, weil der Markt auch aufgrund der demographischen Entwicklung längst zum Mietermarkt gekippt ist. „Dort ist die Infrastruktur bereits kaputt, die weitere Erosion der Außenbezirke ist zwangsläufig.“

Erosion der Randlagen ist zwangsläufig

Für diese Fälle, gerade in Randlagen, sieht auch der Lüdenscheider Architekt Rüdiger Wilde im Grunde nur eine Lösung: „Bretter in die Fenster schlagen und Schluss.“ Für solche Fälle „sollten Fördermittel in den Abriss fließen“, sagt Wilde, der darauf hinweist, dass Deutschland vom Energieimport abhängig sei. Davon unabhängiger zu werden, sei im Grundsatz ja richtig, „doch der sozial Schwache wird sich eine hoch aufgepeppte Wohnung nicht leisten können“.

Denn es geht um riesige Investitionen, und die treffen Wohnungsgesellschaften genauso wie private Vermieter. Wer jetzt als Vermieter gerade noch eine schwarze Null schreibt, wird kaum das Geld in der Hinterhand haben, die Fassade zu dämmen, eventuell dafür die Dachtraufe zu verlängern, Kellerdecken und Dach zu dämmen – um damit zumindest die Grundlagen einer energetischen Sanierung nach EnEV hinzubekommen. Dann sei der „return of invest“ nicht mehr gegeben, sagt Wilde.

Das führt vielfach bereits zur Resignation auf der Vermieter-Seite: Starosta weiß von Kollegen außerhalb Lüdenscheids, „die machen gar nichts mehr.“ Das liege daran, dass sie für eine Dämmung nach der seit Anfang Oktober gültigen EnEV auch „Fenster rausschmeißen müssten, die erst zehn Jahre drin sind“.

Der Einstieg in die Sanierung sei zu hoch geworden. „Da wäre weniger mehr gewesen“, klagen auch die Dachverbände der Wohnungsgesellschaften.

Einig sind sich der Architekt und der Mark-Geschäftsführer auch in einem weiteren Punkt: Nicht eingerechnet würden die immensen ökologischen Belastungen durch die Herstellung der Dämmmaterialien oder Produktion von Solarmodulen.