Plettenberg. .

Der umstrittene Ablauf der Notfallübung am 24. September an der Zeppelin-Ganztagshauptschule hatte am Tag der Berichterstattung in der WR-Ausgabe von gestern zumindest eine positive Konsequenz:

„Diese leidige Situation sollten wir nutzen, um daraus zu lernen“, geht Bürgermeister Klaus Müller das Diskussionsthema Nummer eins gestern in Plettenberg offensiv an. Die Politik habe die Entscheidung über die Ausstattung der elf Plettenberger Schulen mit neuen elektroakustischen Anlagen (ELA) für Durchsagen, die mit einer sogenannten Amok-Alarm-Taste für automatische Bandansagen für den Ernstfall ausgestattet sind, in Abstimmung mit den Schulleitern wegen der Brisanz des Themas gezielt nichtöffentlich gefällt, so Müller. „Es ist schließlich nicht nötig, dass potenzielle Amokläufer detailliert darüber unterrichtet sind, welche Vorkehrungen wir für den Fall der Fälle treffen.“ Durch die vom Zeppelinschulleiter ziemlich ei­genmächtig und unvorbereitet durchgeführte Notfallübung sieht Müller „das System einsatztaktischer Sicherung jetzt unterlaufen“. Zumal dafür in seinen Augen keine zwingende Notwendigkeit bestanden habe.

Der Bürgermeister verweist auf klare Vorgaben seitens des Innenministeriums, des Regierungspräsidiums und der Polizei, schlimmste Notfallszenarien auf keinen Fall mit Schülern durchzuspielen, sondern dafür nur das Lehrpersonal durch Ex­perten zu schulen. Zeppelinschulleiter Klaus H. Meißner hatte betont, nicht das Verhalten bei einem Amokszenario geübt zu haben, sondern lediglich bei einem „Notfall“. Dabei könne es sich z. B. um eine zersplitterte Fensterscheibe im Schulflur handeln. Auch in diesem Fall könnten sich Schüler nicht mehr gefahrlos im Schulgebäude bewegen und müssten zum Verbleib in den Klassenräumen aufgefordert werden.

Erstmal alltägliches Krisenmanagement

Für Richard Sekulla, beim Kriminalkommssariat Vorbeugung für die Betreuung der Schulen im Kreisgebiet zu­ständig, stellen Amok-Situationen „die Ausnahme von der Ausnahme“ dar. Er empfehle Schulleitern immer wieder, „lieber erstmal das alltägliche Krisenmanagement zu re­geln“. Er hält es grundsätzlich für falsch, wenn Schulleiter zur Wahrung des guten Rufs der Schule alltägliche Schubsereien, Schlägereien, Mobbing, Drogenkonsum oder sexuelle Übergriffe verdrängen würden – nach der Devise: „An meiner Schule gibt es so etwas nicht.“ Vieles davon sei an Schulen an der Tagesordnung. „Und dann ist es besser, wenn konsequent durchgegriffen wird“, so der Experte. Das verhelfe der Schule nach seiner Erfahrung jedenfalls auf Dauer zu einem besseren Image, als wenn immer nur weggeguckt werde.