Lüdenscheid.
„Wir sollten nicht nur zusammenwachsen, sondern auch zusammen wachsen.” Im gut gefüllten Markt der Stadtbücherei begrüßte CDU-Ortsunionsvorsitzender Ralf Schwarzkopf am Sonntagnachmittag seine Mitglieder zur Feier des 20. Jahrestages der deutschen Einheit. Das Bläser-Ensemble der Musikschule gab oben auf der Empore einen festlich-gemessenen Rahmen.
Nachdem er an die Tage vor dem Mauerfall, an „bewegende Begegnungen und Bilder” erinnert hatte, wollte es Schwarzkopf nicht versäumen, auch des „Elendes von Flucht und Vertreibung, Verlust der Heimat in den Ostgebieten” zu gedenken.
„Mit Mauerfall aus dem
Paradies vertrieben“
Leider hätte sich das „Sommermärchen” bei der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006, als es kein Ost und West, keine Mauer in den Köpfen und einen neuen Patriotismus gegeben hätte, nicht fortgesetzt: „Es hat sich geändert!” Die Ostdeutschen fühlten sich vermehrt fremd im eigenen Land, als Bürger zweiter Klasse, von der Totalsanierung ihrer Umgebung negativ beeinflusst.
Die Vorzüge in der DDR - wie Geborgenheit und Anerkennung durch den Staat bei Anpassung würden hochstilisiert: „57 Prozent Ostdeutsche sehen mehr gute als schlechte Seiten der DDR, empfinden sich oft als kolonisiert durch den Westen.” Sogar in vielen Ost-Schulen würden heute DDR-Mängel nicht vermittelt. „Mit dem Mauerfall sind wir aus dem Paradies vertrieben worden” zitiert der CDU-Ortsunionsvorsitzende eine Schüler-Aussage.
Nicht vermittelt würde, dass die Vorzüge des Sozialstaates in der DDR nur für Arbeitende galten, die fehlende Rechtsstaatlichkeit und die miserable Wirtschaftslage.
„Zwei Kulturen stießen aufeinander!” Schwarzkopf versuchte an den verschiedenen Entwicklungen nach dem Krieg in Ost und West zu erklären, dass die früher stark geführte Ost-Jugend heute oft mit der neuen Freiheit und ungewohnten Komplexität nicht klar käme und zum Freund-Feind-Denken neige, oft zur Verrohung neigte. Das würde oft von den Älteren bestärkt, die im Westen einen „entfesselten Kapitalismus” sähen.
Eine Partei wie Die Linke idealisiere die DDR und gebärde sich als Bewahrer der Ehre der Ostdeutschen.
Andererseits hätte sich die „Westalgie” aber noch stärker ausgeprägt als diese „Ostalgie”. Immerhin bedauerten zwei Drittel der Westler inzwischen die Kosten für die Wiedervereinigung und hielten es „für genug”.
Ausdrücklich betonte Schwarzkopf, dass das System Sozialismus an sich nicht gut wäre, nicht dessen viel zitierte schlechte Umsetzung in der Praxis. „Warum dann die Kritik?” wunderte sich angesichts des hohen Wohlstandes im Lande der Festredner, der Sachsen und Thüringer als wirtschaftlich erfolgreiche Ost-Länder, anschließend auch die vielen landschaftlichen Schönheiten der anderen Regionen der neuen Bundesländer pries.
Fazit von Ralf Schwarzkopf: Unterschiede und Stereotypen würden wohl nie ganz verschwinden Doch müsste man nach vorne blicken, „mehr vom Verdienen als vom Verteilen reden und mehr von Siegern als von Opfern”.