Holzwickede. .

Im Sommerkleid zur Eisdiele, schnell ein Hörnchen auf die Hand – und dann ab in die „Weihnachts-Allee“. Denn nach dem Eis könnte sich ja die Lust auf Lebkuchen & Co. einstellen.

Davon zumindest gehen seit Jahren die Supermarktketten aus. Kaum aus dem Sommerurlaub zurück, kann man beim Einkaufen glatt in Weihnachtsstimmung kommen. Zum Beispiel eben beim Bummel entlang der „Weihnachts-Allee“, die seit Beginn des Monats den Edeka-Markt ziert. Regale voll mit Spekulatius, Domino-Steinen, weihnachtlich verpackten Figuren aus Schokolade und Gelée. „Die Kunden nehmen das Angebot bereits an“, sagt eine Edeka-Mitarbeiterin.

Bei Netto mussten sogar schon Weihnachtssüßigkeiten nachbestellt werden, so groß war die Nachfrage. Hier gibt es seit dem 5. September einen Tisch mit Artikeln von Christstollen bis Schokokugeln. „Später im Jahr kommen weitere Produkte dazu, z.B. große Weihnachtsmänner aus Schokolade“, erzählt ein Mitarbeiter von Netto.

Besonders gut verkaufen sich bislang die Spekulatius. Aber sogar von den kleinen Schokotafeln in Weihnachtsmann-Folie sind schon einige Packungen weg. Auch wenn viele den Eindruck haben, dass der Weihnachts-Kommerz jedes Jahr früher beginnt, weiß der Netto-Mitarbeiter: „Das stimmt nicht.“ Er erinnert sich, bereits 1982, als er noch in der Ausbildung war,

am 4. September
Weihnachtssüßigkeiten einsortiert zu haben. „Das Datum habe ich mir gemerkt, weil es mir damals so früh erschien. Jetzt ist es für mich nichts Neues mehr.“

Das ist wohl in jeder Supermarktkette der Fall, auch wenn der Umfang des Angebots variiert. Bei Rewe findet man einen kleinen Stand mit Stollen, Rossmann bietet seit Mitte des Monats Pfeffernüsse und Spekulatius an, auch bei Norma kommen bald die Lebkuchen ins Sortiment.

Michael Niggebaum, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Holzwickede, bezweifelt, dass hier noch ein Bezug zum wirklichen Weihnachtsfest besteht.

„Eigentlich beginnt die Weihnachtszeit erst mit dem Heiligen Abend“, erklärt er. Die vorherige Adventszeit war früher eigentlich eine Zeit der Buße und der Besinnung, sogar Fastenzeit. „Doch das Bild vom Advent hat sich schon seit Generationen gewandelt. Heute ist es eher die Zeit der Vorfreude. Das ist auch in Ordnung so.“

Doch er sieht einen Nachteil darin, zu früh „weihnachtliche“ Atmosphäre schaffen zu wollen: „Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen direkt nach dem Zweiten Feiertag möglichst schnell alles Weihnachtliche wieder abbauen, weil sie es einfach nicht mehr sehen können. Weihnachten endet für viele schon, wenn es eigentlich gerade erst anfängt.“

Und so folgt nach„Auf in die großen Ferien“ und „Pack die Badehose ein“ nahtlos das „Oh du fröhliche“. Nur „In der Weihnachtsbäckerei“ muss dann doch noch zumindest bis November warten: „Vorher gibt es bei uns noch keine Weihnachtsplätzchen oder ähnliches“, sagt Frau Reimann von der Bäckerei und Konditorei Reimann. „Wenn man zu früh damit anfängt, haben die Leute irgendwann keine Lust mehr darauf.“

Auch bei Grobe wird es mindestens Ende Oktober, bis das erste Weihnachtsgebäck über die Ladentheke geht: „Bei so einem Wetter isst das doch noch keiner!“