Nachrodt-Wiblingwerde.

An dieses Jahr werden sich Pilzsammler noch lange mit leuchtenden Augen erinnern. Denn während viele Menschen über die drückende Hitze zum Sommeranfang und den darauf folgenden Dauerregen klagten, ist das wechselhafte Wetter den kleinen Hutträgern gut bekommen: Auch in Nachrodt-Wiblingwerdes Wäldern sprießen die Pilze wie lange nicht mehr.

„Bereits sehr früh, Anfang August, gab es im Märkischen Kreis jede Menge Wiesenchampions“, weiß Gert Rosenstengel, „bald darauf folgten andere Speisepilze wie Riesenbovist, Marone, Rotkappe oder Steinpilz.“

Der Pilzsachverständige und Vorsitzende der Iserlohner Pilzfreunde kennt den Grund für die zahlreichen Exemplare und die imposante Artenvielfalt: „Das Wetter muss durchwachsen sein, so wie in diesem Jahr. Wichtig sind zudem die Luftfeuchtigkeit und vermehrter Nachttau – es spielen viele Faktoren eine Rolle.“

Die scheinen in diesem Jahr allesamt gegeben zu sein, denn der Nachrodter Natur-Experte Friedrich Petrasch bestätigt die ansehnlichen Mengen – um gleich darauf ein wenig auf die Bremse zu treten: „Aber wir hatten auch früher schon einmal so gute Pilzjahre.“

Auch unbekanntere Exemplare im Korb

Petrasch muss es wissen, schließlich war sein Interesse am Sammeln schon als Kind geweckt: „Durch meine Eltern bin ich dazu gekommen – und immer dabei geblieben.“

Als echter Kenner war der Nachrodter in diesem Jahr natürlich schon unterwegs und fand unter anderem viele Maronenröhrlinge, die bei Feinschmeckern seit jeher einen hohen Stellenwert genießen. Im Gegensatz zu Wochenend-Sammlern, die sich bei ihrem Hobby meist auf einige gängige Arten beschränken, landen bei Friedrich Petrasch aber auch unbekanntere Exemplare im Korb.

Als Beispiel nennt er den Perlpilz, von dem weniger erfahrene Waldgänger ohnehin die Finger lassen sollten. Denn dessen Doppelgänger trägt den gefährlich anmutenden Namen Pantherpilz, dem er alle Ehre macht: Er ist giftig. Während das Gros der Sammler der Gattung der Täublinge ebenfalls keine große Beachtung schenkt, stehen auch davon einige auf dem Petraschen Speisezettel. Man muss sich eben nur auskennen. Seine Vorgehensweise, eher unbekannte Arten nicht links liegen zu lassen, besitzt neben der geschmacklichen Varietät in der Pfanne einen weiteren erfreulichen Nebeneffekt: „So finde ich auch noch dort Pilze, wo vorher schon andere Sammler hergegangen sind.“

Pilze spielen wichtige Rolle für die Ökologie

Als Umweltschützer spielt der Pilz-Ertrag für Friedrich Petrasch aber ohnehin eine eher untergeordnete Rolle. Wichtig ist ihm vielmehr, dass die Natur keinen Schaden nimmt: „Unbekannte Pilze und Giftpilze sollte man generell stehen lassen, denn sie spielen eine wichtige Rolle in der Ökologie.“

Eine Bitte hält auch Förster Christof Schäfer parat, der derzeit ungewöhnlich viele Sammler im Wald antrifft. Einige von ihnen scheinen die Bewegung bei der Suche aber auf ein Minimum reduzieren zu wollen. „Mehrere Male wurden Autos vor der Schranke am Waldweg abgestellt. Das darf nicht sein, da Menschen, die im Wald arbeiten und auch den Rettungskräften so die Zufahrt versperrt wird.“