Weddinghofen. .

Wo sie ihre letzte Ruhe gefunden haben, weiß niemand. Nur ein Gedenkkreuz auf dem Parkfriedhof erinnert an all jene, die anonym beerdigt worden sind. Dort können Blumen und Kränze abgelegt werden.

Die Zahlen schwanken. Jährlich werden im Schnitt zehn Personen in Bergkamen anonym beerdigt, schätzt Hans Rudolf Irmisch, der für das kommunale Friedhofswesen zuständig ist. „Die anonymen Bestattungen nehmen zurzeit ab. Im Kommen ist das pflegefreie Grab im Rasenfeld mit Namenstafel.“

Diesen Trend hat auch Bestatter Klaus Schäfer festgestellt. Eine Namenstafel auf der Wiese bedeute für die Angehörigen, dass sie einen Punkt haben, zu dem sie kommen können, um bei dem Verstorbenen zu sein. „Es kann Trauerarbeit stattfinden, aber die Hinterbliebenen sind befreit von der Grabpflege.“

Denn das sei der Punkt: Die meisten Menschen wollen sich deswegen anonym beerdigen, so der Bestatter, weil sie den Angehörigen mit der Pflege nicht zur Last fallen wollten. „Die kommen dann zu mir“, sagt Schäfer, „und ich frage dann: Sind Sie sicher, dass die Angehörigen es so wollen? Denn Rituale wie der Besuch am Grab helfen uns, die Trauer zu verarbeiten.“

Auch Hans Rudolf Irmisch von der Stadtverwaltung erlebt das so: Die Hinterbliebenen von jemandem, der anonym beerdigt werden will, kämen manchmal zu ihm, um zu protestieren. „Aber wenn eine Willenserklärung vorliegt, können wir nichts machen“, sagt Irmisch. „Der Wille des Verstorbenen zählt.“

In Kamen haben die Angehörigen zumindest die Möglichkeit,der anonymen Beisetzung beizuwohnen. Der zuständige Rathaus-Mitarbeiter, Ralf Büllesbach, befürwortet dies stark. Und auch er erwähnt den Trend weg von der Anonymität hin zum pflegefreien Grab. In Kamen sei dies auf einer Rasenfläche oder aber als Baumbestattung möglich, Letzteres vor allem als Alternative zur letzten Ruhe in einem Friedwald.

Auch wenn eine anonyme Beerdigung meist auf Wunsch geschieht — die ganz traurigen Fälle, in denen jemand ohne Angehörige stirbt und seinen Willen nicht kundgetan hat, gibt es auch. „Das Ordnungsamt sorgt dann für eine anonyme Urnenbestattung“, sagt Amtsleiterin Christine Busch. „Wir versuchen aber immer herauszufinden, ob der Verstorbene seinen Willen kundgetan hat. Mithilfe der Standesämter suchen wir Angehörige.“ Denn eine erfolgreiche Suche hilft nicht nur der Familie und Freunden des Toten, sondern auch der Stadt: Sie bleibt nicht auf den Kosten sitzen.

Bestatter Klaus Schäfer wundert sich, wenn Menschen nicht rechtzeitig festlegen, wie sie beerdigt werden wollen: „Wir versichern uns gegen alles, regeln das ganze Leben, treffen überall Vorsorge. Nur über die absolute Sache, die passieren wird, macht sich kein Mensch Gedanken.“

INFO

Diese anonyme Beisetzung findet nur auf kommunalen Friedhöfen statt. In Bergkamen ist das der Parkfriedhof Weddinghofen.

Die Kirchen lehnen Anonymität auf ihren Friedhöfen ab, denn dem christlichen Glauben zufolge gibt es keine Namenlosen.

Anonyme Bestattungen erfolgen, wenn sich der Betroffene zu Lebzeiten dafür entscheidet. Er klärt dies mit einem Bestatter.

Nach dem Tod der Person überreicht der Bestatter dem zuständigen Tiefbauamt die Willenserklärung des Verstorbenen.

Der Verstorbene wird eingeäschert und das Amt sorgt durch seine Gärtner dafür, dass die Urne sobald es geht, wenn möglich Stunden nach der Verbrennung, unter die Erde kommt.

Die Lage der Urne ist geheim, damit die Anonymität gewahrt wird. Bei der Beisetzung darf niemand dabei sein.

In Kamen dagegen können Angehörige einer anonymen Beerdigung beiwohnen. Städtische Friedhöfe befinden sich dort in Kamen-Mitte und Südkamen.