Unna. .
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die sechs ortsansässigen Banken haben wir am 27. August befragt, was Fremdkunden am Automaten
berechnet wird. Alle sechs gaben bereitwillig Antwort. Der Überprüfung hielten letzten Endes aber nur zwei Banken Stand: die Deutsche Bank und die Sparkasse Unna. Dabei müssen die anderen Banken nicht einmal die Unwahrheit gesagt haben.
Die Sparkasse Unna, mit 23 Automaten im Stadtgebiet vertreten, berechnet Fremdkunden 7 Euro. Wer also 10 Euro als Nicht-Sparkassen-Kunde an einem Sparkassen-Automaten abhebt, bekommt 17 Euro abgebucht. So teilte es uns Ende August auch die Pressestelle mit. Auch bei der Deutschen Bank stimmen die offiziellen Angaben und die tatsächliche Buchung überein. 5,99 Euro sollen die Gebühren betragen und 5,99 Euro werden auf die 10-Euro-Abbuchung als Gebühr auch draufgeschlagen. Die Deutsche Bank ist in Unna übrigens nur mit einem Geldautomaten vertreten. 2,50 Euro teurer als angegeben schlägt sich eine Fremdabbuchung bei der Volksbank Unna nieder. Zehn Euro wurden abgehoben, das Konto mit 17 Euro belastet. 4,50 Euro sollte es den Angaben zufolge aber nur Kosten.
Die Volksbank unterhält ebenso wie die Sparkasse ein enges Netz von Geldautomaten in der Stadt: 23 sind es insgesamt. Noch mehr weichen Theorie und Realität bei der Targobank ab – um 2,95 Euro mehr als von der Bank angegeben müssen Fremdkunden dort bezahlen. 4,95 Euro sollten berechnet werden, bei der Testabbuchung summierten sich die Gebühren auf 7,90 Euro. Fast doppelt so teuer wie von den jeweiligen Pressesprechern angegeben, sind die Gebühren für Fremdabbuchungen bei der Postbank und bei der Commerzbank. Die Postbank (ein Automat, kostenloses Bargeld für Kunden auch bei der Deutschen- und Commerzbank) würde nur 5,99 Euro Gebühren abbuchen, bei unserer Testabbuchung waren es indessen 9,90 Euro. Obwohl der Geldautomat nur zehn Euro ausgibt, werden 19,90 Euro berechnet. Bei der Commerzbank (ein Automat) sollten es 5,98 Euro sein. Auf dem Kontoauszug stehen jedoch 9,98 Euro Gebühren. Haben die Banken nun absichtlich falsche Angaben gemacht? Es gibt wohl zwei Antworten: für den Laien „ja“, für den Finanzexperten „nein“. Fremdabbuchungen zählen in der Expertensprache als Interbankenentgelte. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein kleiner Gebühren- oder Entgelte-Dschungel. Der Fremdkunde erfährt beim Auszahlungsvorgang nicht, was der Automatenbetreiber seiner Hausbank und die wiederum ihm selbst in Rechnung stellt. Ein Beispiel: Ein Postbank-Kunde zieht sich Geld an einem Sparkassen-Automaten. Das sollte sieben Euro Kosten. Diese sieben Euro bekommt auch die Sparkasse. Wenn auf dem Kontoauszug aber ein höherer Betrag steht, hat die Postbank mit eigenen Kosten zugeschlagen. Das Dickicht lichten will der Zentrale Kreditausschuss. Der setzte ein direktes Modell durch. Auf Interbankenentgelte wird zukünftig verzichtet. Ab kommendem Jahr wird an jedem Automaten im Land direkt angezeigt, wie hoch die Gebühren für die Transaktionen sind. Für Rainer Harting, Vorstandsmitglied der Sparkasse Unna, können die Gebühren, die seine Bank Fremdkunden berechnet, gar nicht hoch genug sein. „Ich bewerte das als Abwehrpreise, wir halten ein sehr enges Automatennetz für unsere Kunden aufrecht“, sagt er. Davon sollten dann auch in erster Linie die Sparkassen-Kunden profitieren. Von einer weiteren Überlegung des Zentralen Kreditausschusses, die Gebühren einheitlich auf einen Maximalbetrag zu deckeln, hält Harting gar nichts. „Warum sollten wir unsere Dienstleistung an fremde Kunden günstig abgeben?“