Lünen. .
Der Atomkompromiss stieß gestern auch in der Lippestadt nicht gerade auf Zustimmung. Im Gegenteil: Die Stadtwerke glauben, dass damit die großen Energiekonzerne gestärkt und die kleinen, auch die Stadtwerke, geschwächt und beim Beschreiten neuer Wege ausgebremst werden. Auch Trianel ist alles andere als begeistert.
Alle Einzelheiten des Abkommens kannte Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Achim Grunenberg gestern noch nicht. Dennoch glaubt er, dass die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke den Kleinen im Energiemarkt spürbar schaden werde. „Es gibt ohnehin wenig Raum für Wettbewerb“, so Grunenberg. „Da ist es nicht gut, dass die Großen jetzt auch noch bevorzugt werden und eine Mehrwirtschaftlichkeit von Milliarden von Euro erwarten können.“ Man werde jetzt erst einmal abwarten müssen, wie im Einzelnen letztendlich alles umgesetzt werde. „Aber Fakt ist: Wenn das alles so umgesetzt wird, wie es sich andeutet, dann wird es wenig Spielraum geben, in etwas Neues zu investieren.“ Damit meine er nicht nur erneuerbare Energien, sondern auch die dezentrale Versorgung mit konventionellen Energieträgern. Auch die eigenen Investitionen in zum Beispiel Kohlekraftwerke habe man ja unter den bisher geltenden Bedingungen getätigt. Er wundere sich darüber, dass der Atomausstieg, der ja eine beidseitige Vereinbarung zwischen Regierung und Energieversorgern gewesen sei, jetzt so einfach gekippt werde. Er baue deshalb auf vorhandenes Nachverhandlungspotenzial – und auf die Tatsache, dass es durchaus Stimmen gebe, die davon ausgehen, dass die Laufzeitverlängerung noch gekippt werden könne.
Regelrecht entsetzt ist man bei Trianel. „Das 40-seitige Papier ist in weiten Teilen klassische Klientelpolitik zugunsten der großen vier Stromkonzerne“, so Sprecher Elmar Thyen gestern. „Entgegen allen Beteuerungen der Bundesregierung werden die Stadtwerke und die Stromkunden Verlierer des Konzepts sein.“ Wettbewerb werde auf Jahrzehnte verhindert, bereits getätigte Milliardeninvestitionen in hocheffiziente, moderne Kraftwerke entwertet. „Die neuen Marktteilnehmer werden für Ihr Vertrauen in die Politik bestraft.“ Als Konsequenz drohe ein Investitionsstau – mit der Folge, dass alte, ineffiziente Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben müssten.
Eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke habe auf die Wirtschaftlichkeit des Lüner Kraftwerks unbestritten wirtschaftliche Auswirkungen, fährt er fort. Wie diese sich in Euro und Cent ausdrücken würden, lasse sich noch nicht seriös beziffern. In der Gesamtschau werde es wirtschaftlich rentabel bleiben. und auch wie geplant ans Netz gehen. An der Planung, im kommenden Jahr mit dem Bau des Windparks Borkum zu beginnen, halte Trianel fest. fest. „Wir werden 2011 die erste Ausbaustufe mit 40 Windkraftwerken mit je fünf Megawatt Leistung starten.“
Das Unternehmen gehe davon aus, dass dass die Bundesregierung, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Lünen zugesagt habe, die wettbewerbliche Komponente nicht außer Acht lasse und Ausgleichsmaßnahmen ins Energiekonzept einarbeiten werde. „Wir schlagen die Abschaltung alter, ineffizienter Braun- und Steinkohlekraftwerke der Atomkonzerne vor“, so Thyen. „Dies nützt dem Klima und dem Wettbewerb.“