Lünen. .

„Wie schwul bist du denn?“ tönt es aus den Mündern der Jugendlichen, um andere Menschen zu beleidigen.

Dass Homosexualität etwas ganz Normales und überhaupt nichts Schlimmes oder Abstoßendes, sondern einfach nur seltener als Heterosexualität ist, wollen die meisten Leute nicht wahrhaben. Sie finden Lesben und Schwule ekelig und unnormal. Wie ein homosexueller Jugendlicher aus Lünen mit diesen Vorurteilen umgeht und wie er an das andere Ufer gelangt ist, erfahrt ihr hier.

Felix* ist 19 Jahre alt und weiß seit vier Jahren, dass er schwul ist. „Zunächst dachte ich, ich wäre bisexuell, mit 15 Jahren habe ich dann eingesehen, wirklich schwul zu sein.“, erzählt er. Bemerkt hat er es, nachdem seine Beziehungen mit Mädchen schnell in die Brüche gingen und er merkte, dass Jungs für ihn viel interessanter waren.

Schließlich lernte Felix vor drei Jahren seinen derzeitigen Freund kennen. „Ich habe mich auf Internetplattformen nach Gleichgesinnten umgesehen und war auch in Bars für Homosexuelle in Dortmund, Bochum und Münster. Irgendwann habe ich Stephan kennen und lieben gelernt und nun sind wir seit über zweieinhalb Jahren zusammen.“, schwärmt Felix.

Doch was sich hier total unkompliziert anhört, war auch mit einigen Problemen verbunden. „Die meisten meiner Freunde haben zwar sehr gut reagiert, mich jederzeit unterstützt und mir immer Rückhalt gegeben, aber es gab auch ein paar Freunde, die nicht damit umzugehen wussten und sich daraufhin nicht fair verhalten haben. Aber so erkennt man auf wen man sich wirklich verlassen kann.“, schildert Felix.

Am schwersten war die Situation allerdings für seine Eltern. „Als ich meinen Eltern von meiner Homosexualität berichtete, lief zunächst alles drunter und drüber. Meine Eltern waren überfordert, uninformiert und intolerant. Sie waren der Auffassung, dass ich mir die Homosexualität ausgesucht habe und es fielen auch einige Bemerkungen, die mich echt verletzt haben. Dennoch war es insgesamt eine große Erleichterung, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Und heute nehmen meine Eltern die Situation hin und ich kann mein Leben viel mehr genießen“, erzählt der 19-Jährige.

Felix geht mit seiner Sexualität offen um. Er reibt es zwar nicht jedem unter die Nase und achtet darauf, es nicht in falschen Kreisen zu erwähnen, dennoch steht er dazu, schwul zu sein.

Auf die Frage, ob Felix abwertende Aussagen über Schwule stören, antwortet er: „Manchmal wurmen mich doofe Sprüche von anderen Jugendlichen schon, aber an sich weiß ich, dass sie nicht mich direkt dadurch angreifen wollen. In der Jugendsprache sind sämtliche Variationen des Wortes „schwul“ negativ behaftet und haben eine negative Wertung. Aus diesem Grund rutscht es manchen Leuten eben mal heraus. Es ist nicht schön, aber es ist okay für mich.“

Um so viel Verständnis aufbringen zu können, muss man sich selbst akzeptieren, um dann bei möglichen Vorfällen einfach darüber zu stehen. Das ist Felix auf jeden Fall gelungen.

Er meint zwar, dass es für ihn feststeht, schwul zu sein, dennoch wünscht er sich manchmal heterosexuell zu sein, da es als „Homo“ seiner Meinung nach oft schwieriger ist.

Zum Beispiel fühlt Felix sich in unserer Gesellschaft benachteiligt, da Homosexuelle als etwas „Minderes“ abgestempelt werden und auch in der „Homo-Ehe“ viele Nachteile erfahren.

Auch beim Thema AIDS kann Felix die Vorurteile in der Gesellschaft nicht verstehen. „Ich bin ziemlich genervt von diesem Thema! Klar, es ist wichtig über diese Krankheit zu sprechen und man sollte auf seine Gesundheit achten, aber Heterosexuelle können genauso HIV positiv sein, wie jeder Homosexuelle auch. Aus diesem Grund ist der Ausschlussgrund von Homosexuellen für das Blutspenden völlig ungerechtfertigt. Schließlich kann sich jeder auf HIV testen lassen und ich bin mir sicher, dass jemandem, der das Blut braucht, nicht wichtig ist, welche sexuelle Orientierung der Spender hatte“, meint Felix.

Trotz allen Ungerechtigkeiten und Schwierigkeiten ist Felix mit seiner Situation zufrieden. Er rät allen anderen Schwulen, sich zu outen, auch wenn es ein schwerer Schritt ist.