Lüdenscheid/Düsseldorf. .
Beim Überfall auf einen Supermarkt in Düsseldorf legten sie ein abgebrühtes Auftreten an den Tag. Jetzt sitzen die vier jungen Männer aus Lüdenscheid, Werdohl und Halver auf der Anklagebank des Hagener Landgerichts.
Die 18- bis 20-Jährigen stammen offensichtlich aus guten Elternhäusern, wirken fast kindlich. Ihre Angehörigen sitzen mit angespannten Minen im Zuschauerraum - die Anklageschrift dürfte ein Schlag in die Magengrube sein. Über eine Reportage wurden das Quartett demnach auf den Supermarkt in Düsseldorf aufmerksam. Minutiös planten sie den Überfall: Sie spionierten den Markt aus, bauten eine Bombenattrappe und drehten ein Video, in dem sie den „Sprengsatz“ in einer Kelloggs-Schachtel versteckten und die Verpackung dann zurück in das Verkaufsregal stellten.
Verfolgungsjagd endet auf A46
Der Mitangeklagte aus Halver färbte einem von ihnen die Haare hellblond und stattete ihn mit farbigen Kontaktlinsen aus. So getarnt, betrat er am Morgen des 27. Februar das Geschäft, legte einen gefälschten Vertreterausweis vor und sprach von einer Rückrufaktion. Damit gelangte er zum Filialleiter. Dem drückte er ein Handy in die Hand - am anderen Ende ein Mittäter, der mit der Bombe drohte: „Folgen sie meinen Anweisungen. Ich werde keine Sekunde zögern, die Bombe zu zünden.“
Zeitgleich sah der Filialleiter das Video auf dem Laptop des vermeintlichen Vertreters. Der Laden-Chef nahm die Drohung ernst, übergab 80 292, 70 Euro. Die Täter flüchteten. Einer per Bahn, die anderen im Mietwagen. Sie lieferten sich mit der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd, die für sie auf der A46 in einer Leitplanke endete.
Gegenseitige Beschuldigungen
Die beiden Lüdenscheider sollen bereits im Dezember 2009 einen ersten Überfall auf einen Supermarkt in Lüdenscheid begangen haben, in dem einer der Beschuldigten arbeitete und für den Zugang zum Kassiererbüro sorgte. Mit einer Softair-Pistole erreichte sein Komplize die Herausgabe von rund 45 000 Euro. Die Beute teilte das Duo, glich ein geplündertes Sparbuch aus und verplemperte den Rest für Drogen, Automatenspiele oder Bordellbesuche. Alle Angeklagten sind geständig, wobei sich die Lüdenscheider gegenseitig beschuldigen, Ideengeber des ersten Überfalls gewesen zu sein.