Werdohl. .
Ein Auto. Strich. Noch ein Auto – Strich. Auch in Werdohl steht sie wieder an, die Verkehrszählung, die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums in ganz Nordrhein Westfalen durchgeführt wird.
Allein vor Ort werden noch 20 Helfer gesucht, die sich mit Block, Stift und Warnweste am Straßenrand positionieren und das Verkehrsaufkommen dokumentieren.
Das Klemmbrett unter dem Arm, den Klappstuhl im Gepäck. So sollen ab Dienstag, 8. Juni, die Verkehrszähler am Straßenrand Position beziehen. „Pro Nase eine Fahrspur“, erklärt Koordinatorin Lisa Thomé.
Striche ziehen unter dem Sonnenschirm
Sie arbeitet für das Siegener Ingenieurbüro Oerter, das die Durchführung der Massenzählung in drei Bezirken plant. Eine logistische Herausforderung. 3300 Zähler gilt es zu positionieren und im Schnelldurchlauf zu schulen. Autobahnen, Bundes-, Land- und innerörtliche Hauptstraßen werden genauer unter die Lupe genommen. Die Daten werden alle fünf Jahre neu erhoben und bilden die Basis für Aussagen über die Verkehrsentwicklung. Die Zahlen über das Verkehrsaufkommen auf bestimmten Straßen, zu bestimmten Uhrzeiten und an bestimmten Tagen dienen als Planungsgrundlage für neue Straßen. „Oft kommt nach der Zählung etwas in Gang. Veränderungen, die sich positiv für die Verkehrsteilnehmer auswirken“, erklärt Thomé.
Doch ohne Zähler auch keine Daten. „Wir haben in Werdohl viele freie Stellen, die wir dringend besetzen müssen“, bedauert die Koordinatorin. Und die Zeit drängt. Bewerben kann sich jeder, der mindestens 17 Jahre alt, zuverlässig und pünktlich ist. Block, Stift und die leuchtende Warnweste werden gestellt, Kaffee, Klappstuhl und Sonnenschirm müssen selbst mitgebracht werden. 8,50 Euro pro Stunde locken. Gezählt werden sieben verschiedene Fahrzeugarten. Busse, Pkw, Motorräder, Fahrräder und drei unterschiedliche Lkw-Klassen. Da ist Konzentration gefragt. Lisa Thomé ist sich trotzdem sicher: Der Job ist nicht nur etwas für Studenten.
Fragt sich nur noch, wieso im 21. Jahrhundert, in dem selbst Kaffee kochen zur Hightech-Erfahrung wird, noch keine verlässliche Zählalternative gefunden wurde. „Wir vertrauen eben auf die gute alte Strichliste“, lacht Thomé.
Karl-Josef Fischer, Sprecher von Straßen NRW, wagt schon jetzt eine sichere Prognose. „Das Verkehrsaufkommen steigt.“ Er rechnet damit, dass am Dienstag mehr Lkw gezählt werden als 2005. Im Jahr fünf nach der Maut-Einführung haben sich einige Strecken als Autobahn-Ausweichroute etabliert.
An welchen Strecken ein Verkehrszähler eingesetzt wird, hat nichts mit Willkür, sondern mit einem komplizierten Rechensystem zu tun. „Es werden strategische Punkte ausgewählt, mit denen wir die Verkehrsströme errechnen. Da wird auch auf Straßen gezählt, auf denen kaum ein Auto fährt“, so Fischer.