Lüdenscheid..
Die Wirtschaft nimmt wieder an Fahrt auf. Das wäre ein gutes Zeichen für mehr Beschäftigung. Doch manche Betriebe setzen lieber auf Leiharbeiter. Die IG Metall mahnt, Betriebsräte müssten jetzt besonders wachsam sein.
Leiharbeit in metallverarbeitenden Firmen der Bergstadt – „da ist nach der Wirtschaftskrise ein enormer Druck entstanden, den die Betriebsräte aushalten müssen.“ Sie müssten jetzt besonders wachsam sein, sagt Stefan Thalheim, IG-Metall-Sekretär aus Lüdenscheid – denn viel zu oft gingen die Arbeitgeber gerade mit Leiharbeitern nicht fair um.
In der Region stünden Automobil-Zulieferer und Maschinenbauer nach den Tiefen der Krise derzeit unter einem enormen Auftragsdruck, erläutert Thalheim, bedienten sich schon deshalb flexibler Arbeitskräfte. Aus Sicht der IG Metall allerdings mehr als forsch geht dabei die Umformtechnik-Firma Falkenroth im benachbarten Schalksmühle vor: Rund 30 Prozent der Belegschaft seien mittlerweile Leiharbeiter. Hier versuche die Geschäftsführung ganz klar, die Lohnkosten zu drücken, kritisiert Thalheim. Der Betriebsrat vor Ort wolle sich jetzt bemühen, den Anteil der Leiharbeiter an der Belegschaft nicht weiter steigen zu lassen – sondern Stück für Stück zurückzuführen.
Große Betriebe vorbildlich
„Ein Ausreißer“, kommentiert Thalheim das Beispiel. Von Lüdenscheider Unternehmen sei ihm so eine Praxis bislang nicht bekannt. Im Gegenteil: Mit großen Betrieben wie Kostal oder Hueck gebe es „hervorragende Betriebsvereinbarungen“, die grundsätzlich nur Leiharbeiter mit angemessenem Lohn zulassen. Denn nur so mache Leiharbeit für Arbeitslose Sinn, so Thalheim – „als guten Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt“.
In Firmen ohne freigestellte Betriebsräte sei die Kontrolle der Leiharbeit seitens der Gewerkschafter schon schwieriger, weiß der IG-Metall-Sekretär aus Erfahrung. Bei rund 75 Prozent der Betriebe in der Region habe die IG Metall es immerhin erreicht, den Leiharbeiter-Anteil an der Belegschaft auf zehn bis 15 Prozent zu begrenzen und nur Beschäftigte solcher Verleihfirmen zuzulassen, die auch einen akzeptablen Tarif mit dem DGB ausgehandelt haben. Beispielhaft: Gerhardi Kunststoff-Technik.
Kritik an zuständiger Arge
Kritik übt Thalheim an der für Lüdenscheid zuständigen Arbeitsagentur: Wie leider viele andere Agenturen auch vermittelten die Berater Arbeitssuchende oft gleich an Verleihfirmen, statt für sie und mit ihnen erst einmal nach festen Jobs in der Kartei der offenen Stellen zu suchen. Dabei haben es die Berater der Agentur aber auch leicht, denn: Laut Statistik sind derzeit mehr als 60 Prozent der offenen Stellen im Märkischen Kreis solche für Leiharbeit.