Lüdenscheid / Märkischer Kreis.

Stell Dir vor es ist Landtagswahl – und keiner geht hin. „Politik wirkt erstmal alt, grau und verstaubt“, weiß Christin Spangenberg (21, Jusos). „Deshalb müssen wir als Jugendorganisationen auch den Spaß vermitteln“, fügt Saskia Sattler (18, Julis) hinzu.

Vorweg: Streit gab’s nicht. Die Vertreter der Kreisverbände von Junger Union (JU), Jungen Liberalen (JuLis), Jungsozialisten (Jusos) und Linksjugend Solid (Solid) hatten sich eine Menge zu sagen.

„Es ist schon erschreckend, wie viele Leute nicht wissen, wer eigentlich Bundeskanzler oder Ministerpräsident ist“, sagt Saskia. Ändern lässt sich das nach Ansicht von Fabian Ferber (23, Jusos) nur, „indem man die Leute ernst nimmt“. Marcel Käming (20, Solid) sieht das etwas lockerer: „Jugendliche werden oft unterschätzt. Die Beteiligung an den Bildungsstreiks haben doch gezeigt, dass uns diese Politik etwas angeht.“

Die Aufgabe der Jugendorganisationen der Parteien sei es, junge Leute für die Politik in der Stadt und im Kreis zu begeistern, sagt Joshua Märker (21, JU), „denn da sieht man die eigene Stimme im Ergebnis.“ Der Mehrgenerationenspielplatz in Lüdenscheid sei ein gutes Beispiel. Fabian stimmt zu: „Vor Ort kann man mitmischen.“

Ganz so einfach ist das aber nicht, wissen alle sechs am Tisch. Joshua: „Der Einstieg in die Politik funktioniert nur mit Gesichtern.“ Und gerade der Landtagswahlkampf biete Themen, die junge Leute interessieren. „Vorher musst du aber die Politikverdrossenheit einfangen“, wirft JuLi-Sprecher Pascal Becker (18) ein. „Klar“, entgegnet Joshua, „das politische Vokabular ist erstmal sperrig“. Aber: mit Themen wie Schulpolitik oder Wehrdienst „lassen sich Emotionen einfangen.“

Fabian (Jusos) und Saskia (Julis) melden Zweifel an. Debatten über Grundschule und Kindergarten seien ebenso weit weg wie die Rente. Selbst mit dem Stichwort ÖPNV ließen sich nur wenige Gleichaltrige ansprechen. „Man muss den Leuten erstmal klar machen ,dass es sie betrifft“, sagt Christin Jusos). „Wer ein Auto hat, schimpft über kaputte Straßen, das war’s“, sagt Marcel (Solid).

Ein Thema funktioniert aber immer, sind die sechs MK-Jugend-Gäste einig: Web 2.0, Kritik an Killerspielen, gesperrte Internetseiten und ähnliches. Fabian: „Das ist der Punkt, wo man Leute ansprechen kann, zum Beispiel auf das Problem der Breitbandversorgung in ländlichen Gegenden.“

Völlig einig war die Runde auch in diesem Punkt: Geht wählen! Wer’s nicht tut, gibt garantiert den falschen Kräften Vorschub.