Lüdenscheid. .
Kommt das alte LÜD-Kennzeichen wieder? Prof. Dr. Ralf Bochert, der an der Uni Heilbronn Tourismusmanagement lehrt, kann sich das sehr gut vorstellen: Er hat eine bundesweit aktive „Initiative Kennzeichenliberalisierung“ gegründet, um Städten zu jenen Kfz-Kennzeichen zu verhelfen, die vor der Gebietsreform bis 1974 üblich waren. Die Stadt, durch WR-Recherchen auf das Projekt aufmerksam geworden, informiert sich derzeit darüber. Beim Lüdenscheider Stadtmarketing (LSM) indes glaubt man nicht an eine breite imagefördernde Wirkung.
Allenfalls als „identitätsstiftend bei der eigenen Bevölkerung“ bewertet LSM-Geschäftsführer Jörg Marré das Vorhaben. Und es werfe es eine Reihe Fragen auf – etwa nach den Kosten einer Umstellung oder nach der gesetzlichen Grundlage. „Dringenden Handlungsbedarf“ sieht Marré schon gar nicht.
Bochert: Neuregelung steigert Außenwirkung
Wolfgang Löhn, im Rathaus für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat sich unterdessen Info-Material aus Heilbronn schicken lassen. Bislang sei das Bochert-Projekt bei der Stadt jedenfalls nicht bekannt gewesen. Der Professor selbst will deutschlandweit rund 350 Bürgermeister von Städten mit Altkennzeichen angeschrieben und sein Projekt ausführlich vorgestellt haben. Dabei soll auch Lüdenscheid Post bekommen haben. Ergebnis: „Über 100 Städte wollen mitmachen“, freut sich Bochert im WR-Gespräch.
Wenn sich die Initiative mit der Neuregelung durchsetze, „kann das die Außenwirkung einer Stadt verbessern“, ist der Professor überzeugt. So habe die wahre Größe einer Stadt auch etwas mit seinem Kennzeichen zu tun. Theoretisch, so Bochert, verursache das Projekt in den Regionen „fast keine Kosten“. Vielleicht müsse allenfalls die Arbeit des Personals in den Zulassungsstellen ein wenig umorganisiert werden. So müsse es formal für jedes Kennzeichen je eine Zulassungsstelle geben.
Kreis: Gesetzliche Grundlage fehlt
Beide Ämter könnten aber durchaus gleichzeitig von einem Behördenleiter geführt werden könnten. Die juristische Seite sei eine Frage des politischen Willens, meint Bochert. Die Stadt müsse sich eben dafür einsetzen, dass etwa die Kennung „LÜD“ Eingang in die Fahrzeugzulassungsverordnung findet. Die Stadt Hanau im hessischen Main-Kinzig-Kreis (MKK) habe das 2006 geschafft – und lasse seitdem wieder fleißig HU-Kennzeichen vergeben. Nach einer Einigung mit dem Landkreis und praktischerweise bei Neuzulassungen.
Ob LÜD oder LS, aber auch IS für Iserlohn oder AL für Altena – es gebe noch eine Reihe von mehr als 30 Jahre alten Fahrzeugen, die mit solch alten Kennzeichen im Kreis MK unterwegs seien, weiß Hendrik Klein, beim Märkischen Kreis für Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus zuständig. Die damals vergebenen Nummernschilder seien zwar noch gültig, dürften aber heute nicht mehr vergeben werden. Außerdem müsse der Kreis MK weiter „zusammenwachsen“, meint Klein.