Lüdenscheid. .

Hass und Gewalt bestimmen das Leben zweier verfeindeter Jugendgangs, die sich in „Romeo + Juliet today“ einen erbitterten Kleinkrieg liefern. Shakespeares berühmte Lovestory übertrug das Odyssey Dance Theatre aus Seattle (USA) mitreißend und energiegeladen in die heutige Zeit.

Als Mercutio, Romeos Freund, den aufbrausenden Tybalt durch einen Rempler provoziert, eskaliert die Situation. Sekunden später haben beide ein Messer in der Hand und gehen zornig aufeinander los. Für einen Moment steht die Welt still, als Mercutio - tödlich getroffen - sein Leben aushaucht und kurze Zeit später Tybalt durch Romeos Hand stirbt.

Sprühendes Feuerwerk

Eine verzweifelte Julia bleibt zurück, als Romeo flieht. Shakespeares berühmte Lovestory übertrug das Odyssey Dance Theatre aus Seattle (USA) im Kulturhaus mitreißend und energiegeladen in die heutige Zeit. Zu aktueller Musik entfachten die jungen Tänzerinnen und Tänzer aus Amerika ein sprühendes Tanzfeuerwerk. Beeindruckend, mit welcher Power, Präzision und Energie das große Ensemble die schönste Liebestragödie aller Zeiten - von Shakespeare im Verona der Renaissance angesiedelt - in die Welt amerikanischer Ghettos und sich bis aufs Blut bekämpfender Jugendgangs übertrug.

Schade, dass das Kulturhaus bei diesem Highlight des modernen Tanztheaters - noch dazu der Premiere von „Romeo + Juliet today“ in Europa - nur mäßig besucht war. Tänzerisch bewegte sich die junge Compagnie auf allerhöchstem Niveau. Als Romeo - Mitglied der Monte Krew (Montagues) - und Choreograph der atemlosen, fesselnden Produktion brillierte Eldon Johnson in doppelter Funktion. Juliet, der verfeindeten Gang der Caputans (Capulets) zugehörig, fand in Jen Pendleton eine ausdrucksstarke, bezaubernd anmutige Interpretin.

Facettenreiche Interpretation

Der Zauber des ersten Verliebtseins, große Gefühle und tiefer Schmerz spiegelten sich in ihrer facettenreichen Interpretation. Sowohl die tänzerische Abfuhr, die sie Paris (Matt Dorame) und seinem aggressiven Werben erteilte, als auch Romeos Tanz mit der leblosen, scheinbar toten Julia gerieten zu Höhepunkten des spannenden, sprühend lebendigen Werks.

Durch die Musik, die poetisch bei Begegnungen der Liebenden und dynamisch bei Ensembledarbietungen war, die Kleidung und die Bewegungsformen in schier unendlicher Vielfalt waren die verfeindeten Gruppen klar zu unterscheiden. Breakdancer Mercutio (klasse: Gev Manoukian), der akrobatische Kunststücke vollbrachte und tanzend dem Tod von der Schippe zu springen versuchte, avancierte in seiner unbekümmerten, leichtfertigen Art zum Publikumsliebling. Tybalt (Tim Olsen) verkörperte Stolz und Aggression in seiner Person. Ihr tödlicher Streit brachte eine Lawine ins Rollen.