Dorsten.

„Schatz, dir wächst da ein Haar aus der Nase!“ - Mit diesem Satz begannen auch für Bernd Stelter die Wechseljahre des Mannes.

„Mittendrin“ ist der Name seines vierten Programmes. Und genau das ist der Comedian mit 48 Jahren nun: Mittendrin im Leben, mittendrin im Schlamassel - aber vor allem ganz nah bei seinen Fans. „Nach den ganzen Karnevalsauftritten ist es ungewohnt, auf so einer Bühne zu stehen. Die Leute sind so nah dran, wenn’s denen nicht gefällt, können die einen hauen“, verkündete Stelter zu Beginn seines Auftritts seinem - größtenteils älteren - Publikum. Doch dazu gab es keinen Anlass.

Am vergangenen Montagabend widmete er sich in der Ursula-Aula der Midlife-Crisis, dem Familienwahnsinn - und vor allem ausgiebig seinen Fans. Nach über zweieinhalbstündigem Auftritt gab er noch Autogramme.

Zunächst aber räumte er ein, altersbedingt „nur noch das halbe Kölner Telefonbuch auswendig zu können“. Doch trotz nachlassendem Gedächtnis kann Stelter dem Älterwerden durchaus Gutes abgewinnen: „Charakterlich entwickelt sich der Mann im Alter positiv, das haben Wissenschaftler in Tierversuchen nachgewiesen.“ Trotzdem scheint mancher Mitvierziger geneigt, „mit der Harley durch Mecklenburg-Vorpommern zu düsen“ und sich auf dortigem Kopfsteinpflaster „den Hexenschuss des Jahrhunderts“ zu holen. Dazu ist „Berniebärchen“ nicht der Typ. Er treibt stattdessen Sport, in der Kabarettfiktion wie im wirklichen Leben. Aber nicht an der frischen Luft: „Da wird man ja beim Joggen von einer Horde Hausfrauen in kackbraunen Trainingsanzügen mit ihren Nordic-Walking-Stöcken aufgespießt.“ Abhilfe soll ein Fitness-Raum im Zimmer seines Sohnes schaffen - falls der endlich mal ausziehen würde. Der fiktive Filius Florian ist 31-jähriger Bummelstudent. „Der Junge schläft so lange, dass er teilweise abends nicht ins Bett kann, weil er noch drinliegt.“

Als nächstes schlüpfte Stelter in die Rolle von „DJ Bernie“, der auf Ü-30-Partys auflegt. „Da braucht man noch nicht mal Türsteher, die Ausweiskontrolle fällt ja weg. Die könnten höchstens die Pflegestufe feststellen.“ Ab geht es trotzdem: „Was da sinnlos an Pheromonen verballert wird, geht auf keine Kuhhaut!“ Finden dann zwei Menschen zueinander, fragt sich, wie lange das hält. „Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Warum heiraten die Leute, wenn in der Zeitung steht, dass das schief geht.“

Nach der Pause glänzte Stelter ebenso als Volkshochschul-Lehrer des Kurses „Der Mann und die Wechseljahre“, wie als „Brigitte“ lesender Bauer mit langweiligem Liebesleben. „Mir wird zwischen zwei Mal Sex immer so warm - weil da der Sommer dazwischen liegt.“

Drei Gitarren hatte Stelter mitgebracht und dementsprechend viel spielte er auch. Ob Brustvergrößerungen, die Käuflichkeit der FDP oder seine Liebe zur niederländischen Küste, Stelter stellte sich musikalisch jedem Thema. Den Schlager „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ gab’s als Zugabe. Und ganz zum Schluss resümierte Stelter in einem letzten Lied gar ein wenig melancholisch: „Ich bin ein Clown und ich will gar nichts anderes sein.“