Märkischer Kreis. .
„Sonnig, wolkenfrei, mit Temperaturen weit über 30 Grad“ – so lauteten die Wetterberichte der vergangenen Wochen. Gerade am Wochenende versprechen Badeseen, Talsperren und Flüsse Abkühlung. Aber die Gewässer heizen sich immer weiter auf.
Fast 19 Grad Wassertemperatur zeigten die Wasserstationen Stephansohl (Lüdenscheid) und Menden gestern. Temperaturen, die die Betreiber des Kohlekraftwerks Werdohl-Elverlingsen im Auge behalten müssen.
Geringer
Stromverbrauch
Das Kraftwerk bezieht über die Lenne Kühlwasser, das später erwärmt in den Fluss zurück geführt wird. Bei zu hohen Temperaturen gefährdet das Flora und Fauna. Doch zurzeit sei noch alles im grünen Bereich, so Mark-E Pressesprecher Andreas Köster. „Trotz Klimaanlagen wird im Moment wenig Strom verbraucht, so dass unsere Turbinen sowieso nicht 100 Prozent Leistung fahren müssen.“
Bis zu sechs Grad darf die Lenne durch die Rückführung des Kühlwassers erwärmt werden, wobei das Wasser nicht über 30 Grad messen darf. „In Werdohl haben wir aber auch die Möglichkeit einen Kohleblock mit einem Kühlturm zu betreiben.“ Damit sei die Stromversorgung auch ohne Lenne gesichert.
Der Füllstand der Talsperren sei noch nicht bedenklich, so Britta Balt vom Ruhrverband. „Mit 80,7 Prozent Füllungsgrad der Talsperren im Verband, liegen wir zwar unter dem langjährigem Mittel von 96 Prozent, aber das ist noch nicht besorgniserregend.“
Werden die Gewässer zu warm, schwimmen die Fische bäuchlings an der Oberfläche. Zumindest ab 28 Grad. „Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt mit höheren Temperaturen“, erklärt Gerd Eppelt vom Naturschutzzentrum MK. Seine Sorge gilt vor allem Tieren, die in Tümpeln, Mooren und Quellbächen leben. „Die Torfmoore schreien nach Wasser. Zum Glück sind die Frösche schon alle so weit entwickelt, dass sie das Wasser verlassen können.“
Insekten wandern aus anderen Regionen zu
Das ungewöhnlich warme Wetter habe aber besondere Auswirkung auf die Insektenwelt. Eppelt spricht von einer regelrechten Ab- und Zuwanderung. „Die Zebraspinne, die sonst nur in Süddeutschland lebt, wurde im Ebbegebirge gesichtet. Auch Schmetterlinge, die normalerweise das sauerländische Klima meiden, sind zu beobachten.“ Andere Arten hingegen, deren Lebensraum sich im feuchten Klima befindet, wandern ab. „In den Alpen würden diese Tiere einfach weiter nach oben stiegen, aber hier ist ja nach 660 Metern Schluss.“
Noch hat der Sportfischereiverein Neuenrade an der Hönne kein Fischsterben beobachtet. Denn fließende Gewässer heizen sich langsamer auf.
Die für morgen angekündigten Gewitter könnten das aber ändern. „Nach langen Trockenperioden wäscht der Regen viel Feinstaub und Giftgase aus der Luft in die Gewässer. Das verschmutzt Talsperren und Seen stark“, so Dr. Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband Westfalen und Lippe.
Trotz perfektem Ferienwetter sehnen Mensch und Tier inzwischen doch die kühlere Luft herbei.