Werdohl. .

Das Improvisationstheater Emscherblut hatte „ZuFuß“ durch Werdohl eingeladen.

Wer es nicht gesehen hat, ist selber schuld, denn das Programm war äußerst sehenswert: Raus aus dem Theater und ab nach Werdohl hieß es am Samstagvormittag für vier Akteure des Improvisationstheaters Emscherblut aus Dortmund. In Begleitung eines Zwei-Mann-Orchesters luden die Schauspieler auf Einladung der städtischen Kulturabteilung die Werdohler Bevölkerung zu einem ganz besonderen Spaziergang von der Schnapsbrücke in Versevörde zum Bahnhof ein.

Spontan auf Zuruf
spielen

„ZuFuß“ erkundete man in zwei Stunden gemeinsam Lennepromenade, Innenstadt und Bahnhofsviertel und zwar „mit anderen Augen“, wie Ensemblemitglied Detlev Schmidt die zahlreich erschienenen Gäste ausdrücklich aufforderte. „Stoppen Sie uns, wann immer sie wollen und wir spielen auf Ihren Zuruf spontan eine Geschichte“, ermunterte er das Publikum Orte, Namen, Tätigkeiten und Gefühle selbst zu bestimmen, mit denen die Improvisationskünstler in Aktion treten sollten. So waren es mal ein weißes Kreuz an einem Baum, mal eine Hundekotbeutelbehälter, mal ein Baugerüst oder ein Brunnen, die zur Kulisse überraschender Szenen avancierten. Und eines kristallisierte sich schnell heraus: Alle angepeilten Orte wurden Dank des tollen Improvisationsspiels ganz bestimmt mit anderen Augen gesehen. Wer hätte schon vorher gedacht, dass Ex-Stadtmarketingexperte Gunter Gersema an dem von ihm angeregten Narzissenbeet an der Lennepromenade als Häuptling eines Hünengrabes oder Stadtkenner Jürgen Hennemann an der zum Galgen umfunktionierten Vogelstange des Schützenvereins namentlich als Nachtwächter herhalten musste?

Historisches
und Fiktives

Wer hätte jemals gedacht, dass das abgerissene Hotel Zur Post ein Bordell mit Postfiliale hätte sein können? Fakten, Historisches und fiktive Geschichten verschmolzen zu ganz besonderen Anekdoten. Vergnügen bereitete auch, dass sich die Akteure für nichts zu schade waren und sich gar Schuhen und Socken entledigten, um im Kornmann-Brunnen „Kröten-Elli“ und Tiefseetaucher zu spielen. Beinahe wäre gar ein Hochzeitspaar vor der Christuskirche Teil einer szenischen Inszenierung geworden.