Schwerte. .

„Drogenkonsum ist seit Jahren kein Randgruppenphänomen mehr, sondern in der gesamten Gesellschaft sehr verbreitet – vor allem Cannabis bei Jugendlichen.“ Abzulesen ist diese Entwicklung, so Drogenberater André Palm, an den kontinuierlich steigenden Beratungen von Drogenabhängigen und besorgten Angehörigen.

Ein bundesweiter Trend, der auch in Schwerte traurige Realität ist: 146 Menschen, von denen 104 illegale Drogen konsumierten und langfristig betreut wurden, suchten 2009 die Anonyme Drogenberatung Unna (ADU) auf. Dies ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als 140 Bürger das Angebot der ADU-Beratungsstelle in der Kötterbachstraße nutzten. Während gegenüber 2008 die Zahl der Drogenabhängigen nahezu konstant geblieben ist, suchten 2009 mehr Angehörige Hilfe in der Einrichtung. „Es sind überwiegend Mütter und Ehefrauen, die sich an uns wenden“, berichtet André Palm. Dabei ging es vor allem um den Konsum von Cannabis. Diesen Stoff als weiche Drogen zu bezeichnen, kritisiert der Drogenberater als „verharmlosenden Begriff“: „Ich sehe täglich, welche Auswirkungen das haben kann.“

Die Abhängigen sind überwiegend männlich und zwischen 18 und 35 Jahre alt. Konsumiert werden nach Palms Angaben hauptsächlich Opiate wie Heroin, gefolgt von Cannabis und Kokain. „In der Regel kann man von Mischkonsum ausgehen“, erklärt der Drogenberater, dass viele neben den illegalen Drogen beispielsweise auch Alkohol trinken. „Sehr bedenklich ist der Mischkonsum gerade bei Jugendlichen, die beispielsweise Cannabis mit Alkohol oder noch Ecstasy konsumieren“, erklärt der Drogenberater. „Da kann man die Wirkung nicht mehr einschätzen und es kann zu lebensbedrohlichen Situationen kommen.“

„Wer die richtigen Leute kennt, kann hier alles kriegen“, kennt sich Palm in der Schwerter Szene aus. 36 Prozent der 104 Betreuungen konnte der Sozialarbeiter in 2009 regulär abschließen, u.a. , Konsumenten in eine Fachklinik vermitteln. Dass die Dunkelziffer auch in Schwerte höher ist, darüber macht sich Palm ebenso wenig Illusionen wie über die weitere Entwicklung: „Ich gehe nicht davon aus, dass es in diesem Jahr weniger Fälle werden, eher gleichbleibend hoch oder sogar noch mehr.“

Viele seiner Klienten sind in Schwerte geboren, haben hier ihren Lebensmittelpunkt und sehen ihre private und berufliche Zukunft in der Ruhrstadt. Dies verdeutliche die Notwendigkeit diese Menschen vor Ort bestmöglich in das bestehende Hilfesystem zu integrieren, betont Palm, „um ihnen ein menschenwürdiges (Über-)leben zu sichern und soziale Folgekosten durch suchtbedingte Begleiterkrankungen und Beschaffungskriminalität für die Gesellschaft zu minimieren.