Dorsten. .

In nur zehn Jahren sank die Zahl der Grundschüler um 32 Prozent. Und es geht weiter abwärts. Drei Grundschulen sollen in Dorsten geschlossen werden. Seit 2002 hat Dorsten 3000 Einwohner verloren.

Drei Grundschulen zu schließen – dieser Plan spiegelt vor allem, dass Dorsten schrumpft, schneller und dramatischer als andere Städte. Im Gutachten zur Schulplanung von Hubertus Schober (Projektgruppe Region und Bildung, Bonn) heißt es, der Strukturwandel werde „vom immer noch völlig unterschätzten demografischen Alterungsprozess geprägt.“

Seit 2002 hat Dorsten 3000 Einwohner verloren, 540 jedes Jahr, das sind 0,7 % der Bevölkerung. NRW schrumpft nur um 0,2 %. Schobers Prognose: Bis 2018 wird Dorsten 72- oder 73 000 Einwohner haben, zwanzig Jahre weiter nur noch 59- bis 62 000. Die eigentlich dramatische Zahl steckt im Detail: Die Zahl der Kinder bis sechs Jahre sinkt nicht um 0,7 – sondern um 3,1 %. Jedes Jahr.

Weil die Stadt zugleich stark verliert in der Gruppe der 20- bis 45-Jährigen, wird Dorsten immer älter: Statt heute 25 werden in dreißig Jahren 34 % der Einwohner über sechzig sein und nur noch 17 statt 21 % unter zwanzig. Für die Schulen heißt das: Es gibt immer weniger Schüler. Schon von 1998 bis 2009 ist die Zahl der Grundschüler insgesamt von 4300 auf 2900 gesunken – minus 32 %. Noch vor zehn Jahren wurden fast 1100 i-Männchen eingeschult. In diesem Jahr sind es knapp 700. Nochmals zehn Jahre weiter werden es nur 550 sein.

Schober mahnt: Stadt muss in Infrastruktur investieren

Mittelfristig wäre der Erhalt von sieben der 15 Grundschulen gefährdet, weil sie nur noch eine Klasse pro Jahrgang haben. Johannes-, Lehmbruck, Wichern-, Bonifatius- und Urbanusschule müssten danach aufgelöst oder als Filiale fortgeführt werden. Die Von-Galen-Schule müsste sofort, die Schule in Deuten ab 2016 geschlossen werden.

Allerdings mahnt Schober hier: Will die Stadt den Bevölkerungs-Trend stoppen, müsse sie in Infrastruktur investieren. Dazu gehörten auch Bildungseinrichtungen. Heißt in der aktuellen Debatte: (Zu) kleine Grundschulen sollten „möglichst nicht geschlossen, sondern als Teilstandorte gesichert werden.“ Die Schulen sollten intensiv zusammen arbeiten. Der Gutachter sagt aber auch, die Stadt solle das wenige vorhandenes Geld nicht in die Erhaltung von Standorten sondern lieber in eine optimale Ausstattung von Schulen stecken.

Stadt wird Überhang nicht komplett abbauen können

Zur „technischen“ Seite der Debatte: In den 15 (mit der Agatha-Filiale 16) Grundschulen der Stadt stehen 226 Klassen- und Ganztagsräume mit 21 700 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. In zehn Jahren reichten 175 Zimmer – wobei Schober noch 29 Mehrzweckräume berücksichtigt, die es jetzt gar nicht gibt – mit zusammen 13 100 m2 Fläche.

Diesen Überhang wird die Stadt nicht komplett abbauen können, weil er ungleich verteilt ist. Die Grüne Schule in Barkenberg etwa hat 2700 m2 Fläche, bräuchte aber nur 1200. Auch Bonifatius- und Augustaschule sind jeweils 1000 m2 zu groß. Nur die Zwergschulen in Deuten und Östrich haben für ihre Kinder zu wenig Platz. Bliebe die Schullandschaft insgesamt unverändert, wäre die Auslastung in fünf Schulen (Johannes, von Galen, Pestalozzi, Grüne und Urbanus) bald „nicht mehr vertretbar“.

Einen Quadratmeter Schule zu bewirtschaften, kostet pro Jahr 84 Euro. Insgesamt gibt die Stadt 1,8 Mio Euro im Jahr aus. 700 000 Euro mehr als nötig, rechnet Schober vor.