Plettenberg. .
„Am meisten vermisse ich Vollkornbrot, Schnee und vernünftige Straßen.“ Wenn Stefanie Tengler beschreiben soll, was sie in ihrem neuen Zuhause in Puerto Rico am meisten vermisst, dann fallen ihr diese drei Sachen als erstes ein. Stefanie Tengler ist 24 Jahre alt, Studentin und lebt seit zwei Jahren auf der Karibikinsel. Verheiratet, zwar keine Kinder, aber Hund Nikki.
Zur Zeit ist sie in ihrer Heimatstadt zu Besuch. Zwei Monate verbringt sie hier mit ihrer Familie und ihren Freunden. Nach knapp einer Woche ist es noch immer „irgendwie komisch“ wieder in Deutschland zu sein. „Es ist, als sei ich nie weg gewesen“, obwohl sie in Puerto Rico ein völlig anderes Leben führe.
Austauschschülerin
in Brasilien
Anders ist vor allem das Wetter. Immer warm und hohe Luftfeuchtigkeit. Anders sind die Lebensumstände: Es gibt kein heißes Wasser aus der Leitung, „aber das brauchen wir bei den Temperaturen auch nicht“. Der Strom schwankt mehr, als dass er fließt und neulich wurde sie durch Schüsse in der Nachbarschaft geweckt: Vier Menschen wurden von der Drogenmafia ermordet. „Mir fällt eigentlich nichts ein, was in Puerto Rico besser ist als in Deutschland, aber ich liebe es trotzdem, dort zu leben.“
Der Grundstein ihrer Auswanderung wird im Jahr 2002 gelegt. Die damals 17-jährige Stefanie Tengler verbringt als Austauschschülerin sieben Monate in Brasilien. Dort wird die Idee, irgendwann mal „ganz weg“ zu gehen, geboren.
Nach ihrem Abitur im Jahr 2005 am Albert-Schweitzer-Gymnasium geht sie an die Ruhruniversität Bochum, um Englisch und Spanisch zu studieren. Die Chronik, die folgt, liest sich wie eine Liebesgeschichte im digitalen Zeitalter: Im Oktober 2006 trifft die Tochter von Unternehmer Hartmut Tengler in einem sozialen Netzwerk im Internet ihren jetzigen Ehemann Rafael. Nach vielen E-Mails und Telefonaten, bei denen sie sich „schon ein bisschen verliebt“ hatten, fliegt sie im Dezember 2006 nach Puerto Rico. „Danach war für mich klar: Der ist es!“ Beim Besuch auf der Karibikinsel im März 2007: die Verlobung. Im Mai kommt Rafael nach Deutschland. „Da haben meine Eltern gemerkt, dass er kein Tunichtgut ist.“
Da Steffi, wie ihre Freunde sie nennen, fließend spanisch und englisch spricht, ist die Entscheidung schnell gefallen, nach Puerto Rico zu ziehen. Nach einigem behördlichen Hin und Her mit dem US-Konsulat in Frankfurt heiraten Rafael und Stefanie am 11. März 2008 in Puerto Rico und leben in Bayamón, nahe der Hauptstadt San Juan.
Sie studiert dort Englisch und Philosophie. Mit ihren herausragenden Leistungen kann sie nach dem Bachelor-Abschluss in ein Doktorandenprogramm kommen. Das will Stefanie im Nordosten der USA machen, denn „ich möchte noch viele andere Leute, Kulturen und Mentalitäten kennenlernen“. Die Rückkehr nach Deutschland schließt sie nicht aus. „Wenn man woanders lebt, dann lernt man zu schätzen: Familie, Freunde, Deutschland. Trotzdem würde ich es immer wieder so machen.“