Märkischer Kreis.

Die Unternehmen im Kreis stellen wieder vermehrt Arbeitskräfte ein. Im Juli meldeten die Betriebe 1131 offene sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen aus allen Wirtschaftsbereichen. Im Vergleich zum Juni eine Steigerung um 93 bzw. 9 Prozent.

In den letzten Monaten habe die Arbeitskräftenachfrage damit kontinuierlich zugenommen, so der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Iserlohn, Michael Stechele. Was die gestern vorgelegte Statistik von Arbeitsagentur und Arge MK nicht verrät: Den Löwenanteil der freien Stellen melden Zeitarbeitsfirmen. Allein im Juni lag der Anteil der Leiharbeit bei 62,2 Prozent der offenen Stellen, sagte Agentursprecher Henrik Szefler der WR. NRW-weit kamen im Juni 39,6 % der Stellen von Zeitarbeitsfirmen).

Dass die Zahl der Leiharbeiter im Märkischen Kreis besonders hoch ist, liegt am hohen Anteil des produzierenden Gewerbes. Soweit sind sich Arbeitsagentur, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaft einig. „Die Zeitarbeitsfirmen waren von der Krise am stärksten betroffen“, erklärt Szefler: „Jetzt sind sie die ersten, die überproportional einstellen.“

„Leiharbeit ist der uralte Versuch, die Belegschaften zu spalten und über diesen Weg Billiglohnkräfte in die Unternehmen zu holen“, kommentiert IG-Metall-Sekretär Stefan Talheim: „Da sollten die Betriebsräte jetzt gut aufpassen.“ Hätten vor der Krise Leiharbeiter noch realistische Chancen gehabt, in die Betriebe hineinzuwachsen, so würden inzwischen einige Firmen den Anteil der Leiharbeiter auf ein Drittel der Belegschaft aufstocken.

„Schade, dass gleich mit Kanonen geschossen wird“, kommentiert Werner Sülberg, Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes, diesen Vorwurf. „Hören Sie doch mal in die Belegschaften, die ihre Arbeitsplätze noch haben“, kontert Sülberg. Dadurch, dass die Firmen u.a. mit Kurzarbeit ihre Belegschaften in der Krise gehalten hätten, sei die Arbeitslosenzahl doch überrachend niedrig geblieben. Autozulieferer mussten 30 bis 50 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen. Trotzdem sei der Personalabbau unter 10 Prozent geblieben. „Wir können die Stammbelegschaften erst dann wieder auffüllen, wenn absehbar ist, dass die Konjunktur trägt“, so der Arbeitgebersprecher.

„Der Bedarf an Leiharbeitern ist sicher auch deshalb groß, weil kurzfristig keine Fachkräfte zu bekommen sind“, so Detlef Seidel, Referent beim Argbeitgeberverband Metall-Elektro. Im übrigen sage die Zahl der offenen Stellen der Zeitarbeitsfirmen nicht, wieviele Leiharbeiter tatsächlich in den Betrieben beschäftigt seien.

„Unternehmen haben über die Leiharbeit die Möglichkeit zum Atmen“, erklärt SIHK-Geschäftsführer Andreas Lux. Die Betriebe müssten auf die Wechselspiele der Konjunktur reagieren können, ohne gleich die Stammbelegschaft entlassen oder ausbauen zu müssen.