Essen.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat die Organisation der Loveparade scharf kritisiert. Er hat bereits vor einem Jahr gewarnt: „Um Gottes Willen, doch bitte nicht Duisburg!“

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat die Organisation der Loveparade scharf kritisiert. Das Konzept mit Tunnel als Durchgang sei ein fataler Fehler gewesen.

Es hat im Vorfeld Warnungen gegeben wegen des Ge­ländes, speziell des Tunnels. Haben die Behörden, auch die Polizei, diese Warnungen nicht ernst genommen?

Wendt: Es gab sowohl von der Polizei als auch von der Feuerwehr Warnungen, aber der Veranstalter hat sich diese Bedenken ganz offensichtlich nicht zu eigen gemacht. Ein weiträumigeres Konzept hätte dafür gesorgt, dass der Zugang und Abgang zum und vom Gelände optimaler geregelt worden wäre. Diese Regelung mit diesem Nadelöhr-Tunnel war sicherlich die schlechteste aller Varianten.

Sie sind Duisburger. Kennen Sie die Lokalität?

Wendt: Ich kenne sie. Das ist ja auch der Grund, warum ich im vergangenen Jahr, als Duisburg ins Gespräch kam, gesagt habe, „um Gottes Willen, doch bitte nicht Duisburg, die Stadt ist wirklich nicht geeignet”.

Gibt es aus Ihrer Sicht weitere gravierende Kritikpunkte an Planung und Ablauf?

Wendt: Die Polizei muss viel stärkere Einflussmöglichkeiten auf eine solche Veranstaltung haben. Die starke Rolle des Veranstalters, der ja die Genehmigung der Stadt bekam, war eine ganz starke Fehlentscheidung. Es gilt ferner, Widersprüchliches zu klären, und zwar: Auf 1,4 Millionen Teilnehmer ist der Veranstalter ganz stolz; der Platz ist für 500 000 gemacht und die Genehmigung für 250 000. Diesen Widerspruch müssen die Verantwortlichen und auch der Veranstalter beantworten. Er muss auch beantworten, wie Hunderttausende durch den Tunnel hin- und gleichzeitig wieder zurückgehen sollen. Das hat noch nie irgendwo funktioniert. Die starke Rolle des Veranstalters – das darf es in solch einer Situation überhaupt nicht geben.

Hätte die Polizei nicht trotz der gewichtigen Veranstalterrolle die Befugnis besessen, diese Veranstaltung zu verhindern?

Wendt: Nein, das geht nicht. Die Genehmigungsverantwortung liegt bei der Stadt. Die Durchführungsverantwortung und dafür die Hauptverantwortung liegt beim Veranstalter. Die Polizei kann mahnen, kann andere Konzepte vorlegen, kann sich möglicherweise an der einen oder anderen Stelle durchsetzen, wie in Bochum und in Duisburg leider nicht. Aber das letzte Wort haben Veranstalter und Genehmigungsbehörde.