Die Suchtberatung der Caritasverbände Dorsten und Haltern betreute im Vorjahr 357 Menschen, davon 303 Alkoholkranke.
Alkoholsucht war, ist und bleibt das zentrale Thema für die Suchtberatung der Caritasverbände Dorsten und Haltern am See. Von 357 Menschen, die sich 2008 längerfristig betreuen ließen, waren 303 alkoholkrank, 99 Frauen und 204 Männer. Im Caritashaus erläuterten Karl-Heinz Berse aus Dorsten und Kirstin Damm aus Haltern die Zahlen des Jahresberichts für beide Städte.
Zweitgrößte Gruppe in der Statistik ist schon jene der Angehörigen – und zwar nur jener Ehepartner oder Eltern, denen die Caritas-Pädagogen und Therapeuten „an Stelle” der Süchtigen helfen, „weil der Betroffene selbst keine Kontaktbereitschaft hat”, wie Kirstin Damm erklärt. Zwar kommen die Betreuten „aus allen sozialen Schichten”, sagt Karl-Heinz Berse, doch der Anteil Arbeitsloser ist mit 131 hoch. Die Sucht führt eben oft auch zum Jobverlust.
Weit wichtiger als der „sehr überschaubare” erste Kontakt via Internet (dazu die Infobox) erscheint die seit 2002 im St. Elisabeth-Krankenhaus eingerichtete Sprechstunde, mittwochs von 14 bis 17 Uhr, mit Christa Trzaska. „Alkoholkranke sollen so selbstverständlich beraten werden, wie sie ihre Entzugs-Medikamente bekommen”. Motivierend nennt Karl-Heinz Berse die Mitwirkung der Selbsthilfegruppen: „Sie können vermitteln, dass Heilung möglich ist.”
Die sogenannten „Ex-User” begleiten auch einige der 62 ambulant Betreuten, für die natürlich die pädagogischen Fachkräfte „Fall”-verantwortlich sind. Eine Voraussetzung für diese langfristig (oft über drei, vier Jahre) angelegte Betreuung ist die eigene Wohnung. Alkoholkranke Jugendliche müssten also erst aus dem elterlichen „Nest” flügge werden. Für das ambulant betreute Wohnen spricht Fachbereichsvertreter K.-H. Berse von einer „gleichbleibend hohen Auslastung”.
Die ambulante Rehabilitation über meist zwölf Monate wählen bevorzugt Berufstätige – konkret: im Vorjahr hatte die Hälfte der 36 in dieser Form Betreuten noch eine Arbeit. Für K.-H. Berse ist das „ein hoher Anteil”. Weitere 36 betreut das Caritas-Team in der Reha-Nachsorge, die einer stationären Therapie folgt.
Und die jugendlichen „Koma-Säufer”? In der Statistik der beiden Städte sind die unter 20-Jährigen eine kleine Minderheit: neun an der Zahl. „Sucht hat eine Vorlaufzeit”, sagt Karl-Heinz Berse. Einerseits. Andererseits gelte: „Je früher jemand anfängt, umso schneller entwickelt sich die Sucht.” Er selbst betreut einen chronisch Alkoholkranken 16-Jährigen.
Für Präventionsarbeit hat Hartmut Giese in Haltern einen Planstellen-Anteil. In Schulen beeindrucken gerade die Berichte der Betroffenen: „Sie erzählen von eigener Schuld und Scham – und wie dramatisch die Krankheitsgeschichten verlaufen”. Süchtige sind oft Kinder von Süchtigen.