Märkischer Kreis. Vor genau 29 Jahren begann auf europäischer Ebene die Diskussionen über den Schutz unserer Daten. In Papierform wohlgemerkt. Viel hat sich seit dem getan. In jeder Sekunde wächst der über das Internet erreichbare Datenberg.

Dank immer ausgefeilterer Suchtechniken ist dieses Wissen inzwischen auch erstaunlich gezielt abrufbar. Die WR-Newsdesk im Märkischen Kreis hat seine beiden Praktikanten Oliver Plate und Merlin Sandow (Foto) aufgefordert, nur anhand des Namens und der Adresse über das Internet möglichst viel über den anderen herauszufinden.

Nach weniger als einer Stunde haben wir das Ergebnis den Ausgeforschten vorgelegt. Das Ergebnis war auch für sie überraschend. Fazit: Heute sind unsere Daten hervorragend geschützt – allerdings nicht vor fremdem Zugriff, sondern vor dem Vergessen. Umso genauer sollte jeder überlegen, was er wo von sich öffentlich macht.

Oliver spioniert bei Merlin: Merlin hat es mir wahrlich nicht leicht gemacht. Seine Daten im Internet versucht er zu verstecken. Doch reicht das, dass ich nichts über ihn herausfinde? Nein. Glückwunsch zum rot-grünen Gürtel im Hapkido, Merlin! Nach kurzem Durchstöbern der Ergebnisse bei Google fand ich einen Artikel, in dem mein Mitpraktikant für das Bestehen einer Prüfung im Kampfsport Hapkido geehrt wurde.

Volltreffer im SchülerVZ

Damit ließ sich etwas anfangen: Da ich sein Alter durch sein Äußeres einigermaßen einschätzen konnte, suchte ich im SchülerVZ nach ihm. Weder seinen Vor- noch Nachnamen hat er dort angegeben, doch so schnell gab ich nicht auf. Schließlich kannte ich seinen Heimatort, in dem sich wahrscheinlich auch seine Schule befindet.

Nach längerem Erkunden von datenarmen Profilseiten, machte es plötzlich klick. Das musste er sein: Ein Schüler mit den richtigen Initialien, die passende Schule, Hobby: Hapkido. Letztlich erfuhr ich neben seinen Hobbys, seiner Lieblingsmusik und politischen Orientierung auch von sehr privaten Dingen wie seinem Beziehungsstatus – trotz seiner sichlichen Bemühungen, alles geheim zu halten.

Volltreffer. Mehr könne man über ihn nicht herausfinden, sagt Merlin blass. Und das nur, weil er vergessen hatte, im SchülerVZ ein kleines Kästchen zu markieren, welches sein Profil allein für seine Freunde sichtbar macht.

Merlin spioniert bei Oliver: Oliver aus Kierspe ist Single, hört gerne Reamonn und Bon Jovi und spielt gerne Handball. Mein Kollege hat mir all das nicht etwa im Vertrauen erzählt. Ich habe ihn ausspioniert – ohne größere Anstrengungen im Internet.

Wie beginnt man so eine Personensuche im Internet? Große Suchmaschinen sind ein Weg. Personenbezogene Suchmaschinen ließen mich nur eine mögliche Schwester finden. Die „Normalen” nur die Leistung bei einer Sportveranstaltung. Ich musste andere Wege gehen.

Einblick ins Privatleben

Da mir die Altersgruppe von Oliver bekannt war, suchte ich da, wo man Personen dieses Alters im Internet findet: bei ICQ und SchülerVZ. ICQ war wenig ergiebig, SchülerVZ umso mehr. Ich musste nur den Vornamen und den Wohnort eingeben – schon hatte ich einen Treffer.

Die Seite war für alle Nutzer freigegeben. Ich erfuhr so ziemlich alles: Beziehungsstatus, Hobbies und Lieblingsmusik. Dazu gesellten sich interessante Fotos von Klassenfahrten und Abschlussfeiern. Auch einige spannende Kommentare seiner Freunde waren dabei – alles in allem eine sehr erfolgreiche Suche.

Oliver haben die Ergebnisse der Schnüffelei seines Kollegen nicht überrascht. „Er hätte durchaus noch mehr finden können.” Er sei sich absolut im Klaren darüber, was er im Internet preisgibt. „Meine Kontaktdaten findet man im Netz jedenfalls nicht.”