Dorsten. Gesine Stegmann schreibt ihre Abschluss-Arbeit als Medienwirtin über „virales Marketing” am Beispiel des Rockorchesters. Das beschreibt keine Krankheit sondern gibt Vorschläge, wie sich das Rockorchester etwa via Video-Streams und einer Homepage bekannter machen können.
Das Rockorchester Ruhrgebeat, kurz ROR, erhält akademische Weihen. Gesine Stegmann widmet ihre Abschlussarbeit zur Diplom-Medienwirtin an der Siegener Gesamthochschule dem Thema „Virales Marketing” am Beispiel der mit 32 Musikern „größten Rockband der Welt”.
Klingt wie eine Krankheit – und die 24-jährige Diplomandin stimmt auch noch zu: „Eine Botschaft soll sich wie ein Virus verbreiten” – unbemerkt und unwiderstehlich. Der E-Mail-Service Hotmail sei auf „virale” Art groß geworden. „Und Schnappi, das kleine Krokodil”, ergänzt Hans von der Forst. Der 67-jährige ROR-Boss aus Barkenberg räumt ein, dass ein Marketing-Begriff wie virales Marketing „nicht meiner Mentalität entspricht” – will aber fürs Rockorchester keine Chance auslassen.
Gesine Stegmanns Professor und Prüfer ist im Thema Kultur-Marketing zuhause. Doch nicht nur deshalb wählte die gebürtige Essenerin ROR zum Thema. „Mein Papa und Hans kennen sich seit ewig.” Jochen Stegmann war in den 1960ern der Manager jener „German Blue Flames”, als deren Schlagzeuger Hans von der Forst wirbelte. Für einen Film zum 70. ihres Vaters interviewte Gesine Stegmann den Kollegen der Beat Band-Ära – und lernte so auch das große Rockorchester kennen.
Was kann man bei ROR verbessern?
„Es sind Jüngere bei den Konzerten und Fans in Hans' Alter.” Das Live-Erlebnis ROR lässt auch die 24-Jährige strahlen. Darum formuliert sie auch die Frage um, was es denn am Rockorchester zu kritisieren gäbe: „Was kann man alles noch verbessern?”
Nur ein Beispiel: Die 32 Musiker könnten im Sinne „viralen Marketings” auch mit Video-Streams auf der „RORlive”-Homepage werben. Das bringt den ROR-Gründer gleich aufs Gema-Thema: „Wir haben auf drei Anfragen drei verschiedene Antworten bekommen”. Die gerade von kleinen Veranstaltern häufig kritisierten Rechte-Verwalter der Gema ändern gerade ihr schwer durchschaubares Gebührensystem. „Wir müssen natürlich gucken, dass wir uns im legalen Raum bewegen”, betont Gesine Stegmann.
Virales Marketing auch Thema für 2010
Das weite Spektrum des Rockorchester Ruhrgebeat-Marketing reicht von bald anstehenden CD- und DVD-Produktionen bis zu drei Runden ROR-eigener Casting-Shows. Wie will die 24-Jährige das alles auf den maximal hundert Seiten ihrer Dipomarbeit – mehr erlauben die Prüfer nicht – festhalten? „Das kann nicht tagesaktuell sein”, sagt Gesine Stegmann. Und Hans von der Forst hält sich eine imaginäre Kamera vors Gesicht: „Die Diplom-Arbeit macht Klick! zu einem ganz bestimmten Moment.”
Aber das Timing dieser Momentaufnahme, im spannenden Kulturhauptstadtjahr, passt schon. Von Ruhr 2010 hatte die Studentin in Siegen „begeistert erzählt – und alle haben mich mit großen Augen angeguckt.” Skeptisch bis ungläubig. „Die Wäsche wird bei uns auch nicht mehr auf der Leine schwarz” – von derlei Uralt-Klischees hörte die Essenerin „allen Ernstes aus meiner Generation”. Effektives virales Marketing wäre also auch ein Thema fürs Ruhrgebiet – und nicht nur für die 32 „Ruhrgebeat”-Rocker.